Diebstahl eines Geldtransporters:Verlassene Millionen

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Seit drei Tagen ist der französische Geldtransporterfahrer Tony Musulin auf der Flucht. Neun der 11,6 Millionen Euro sind gefunden worden.

Drei Tage nach dem spektakulären Millionenraub eines französischen Geldboten feiert die Internet-Gemeinde einen neuen Helden. Der 39-jährige Tony Musulin, der mit 11,6 Millionen Euro der Banque de France bislang spurlos verschwunden ist, wurde im Web-Sozialnetzwerk Facebook zum Star. Die Großfahndung nach dem Mann, der als Fahrer eines Geldtransporters arbeitete und sowohl Geld als auch Fahrzeug mitgenommen hat, läuft.

Tony Musulin ist mit elf Millionen Euro auf der Flucht. (Foto: Foto: AFP)

Muselin ist am Donnerstag aber offenbar nur mit einem Teil seiner Beute getürmt: Die Polizei fand jetzt neun der 11,6 Millionen Euro in Lyon, wie die Justizbehörden mitteilten. Der Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma wird weltweit gesucht, seit er mit einem Geldtransporter in der südfranzösischen Stadt verschwand. In Anbetracht seiner serbo-kroatischen Herkunft sei der 39-jährige Geldbote möglicherweise Richtung Osteuropa geflohen, hieß es aus Ermittlerkreisen. Die 185 Mitgliedstaaten der internationalen Polizeibehörde Interpol seien alarmiert.

Ein Held in vielen Internet-Fangemeinden ist Musulin trotzdem noch immer: Gleich mehrere Foren diskutierten den Raub des Geldboten. "Tony Musulin for president" heißt eines von ihnen, in dem Kommentare zu lesen waren wie: "Mit 11,6 Millionen kann er die Krise bestimmt überstehen". Die Mitglieder des "Tony Musulin fan club" feierten ihn als "Held" für sein "gewaltloses" Vorgehen. Und im Forum "The World is Yours: Tony Best Driver 2009" wurde der Beutezug als "Raub des Jahrhunderts" bejubelt.

Lang vorbereiteter Coup

Bevor er am Donnerstagnachmittag seinen großen Coup in die Tat umsetzte, hatte Tony Musulin systematisch seine Bankkonten geleert und seine Wohnung geräumt. Der 39-jährige Mann soll laut der Staatsanwaltschaft in Lyon mit fast 40 Geldsäcken unterwegs sein. "Wir haben mit Überraschung festgestellt, dass seine Wohnung fast unbewohnt und praktisch gereinigt war, als hätte er eine Flucht vorbereitet", heißt es aus der Staatsanwaltschaft.

Der gepanzerte Mercedes-Transporter der schwedischen Firma Loomis sei leer bei Vénissieux in Südostfrankreich gefunden worden. Der Fahrer war mit dem Wagen in Lyon verschwunden, als seine beiden Kollegen in eine Bank gingen. "Es entspricht den Regeln, dass der Fahrer mit laufendem Motor im Wagen bleibt, wenn seine Begleiter Geld abholen", erklärte die Gewerkschaft CFDT- Geldtransporte. "Der Fahrer kann dann sofort starten, wenn es brenzlig wird." Als die beiden Männer zurückkamen, war Tony M. mitsamt des Fahrzeugs einfach weg. Das Telefon und das Satellitenortungssystem des Wagens waren ausgeschaltet.

"Unerlaubt hohe" Beute

Eigentlich hätten die Geldtransporteure nur sechs Millionen Euro transportieren dürfen, hätten also bei der hohen Summe zweimal fahren müssen. Jetzt soll geklärt werden, ob die Transporteure sich öfter über solche Regeln hinwegsetzen, um Arbeit zu sparen, oder ob Tony Musulin, der Teamchef war, für eine besonders hohe Beute gesorgt hat.

Die Kollegen beschreiben den 39-Jährigen als schweigsam. In den vergangenen Monaten habe sich der Fahrer seltsam verhalten und über die schlechte Bezahlung geklagt, sagte ein Geldfahrer im Rundfunk.

Der Mann habe seit etwa zehn Jahren für das Unternehmen gearbeitet und sei nie aufgefallen. Die Polizei suchte auf Hochtouren nach dem verschwundenen Fahrer. Er sei ledig und habe keine Kinder, zu seiner Familie habe er seit längerem keinen Kontakt mehr. Bekannte beschrieben ihn gegenüber der Regionalzeitung Le Progrès als schweigsam.

Aus seiner Wohnung soll Musulin auch Decken und Papiere mitgenommen haben. Eine Entführung schließen die Fahnder aus. Auf eventuelle Mittäter deute nichts hin, sagte der Staatsanwalt. Die Fahnder suchten vor allem in der Region, in der der leere Wagen gefunden wurde - "man muss die 37 oder 38 Geldsäcke transportieren, das fällt ja auf". In Frankreich wird der Geldtransporterdieb jetzt schon als Held gefeiert - in seiner Abwesenheit natürlich.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa/abis/hai - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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