Deutschland:Volltreffer

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Mithat Gedik schreibt deutsche Schützenvereins-Geschichte. (Foto: Jörg Taron/dpa)

Der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften möchte nun auch Muslime aufnehmen. Wenn sie sich christlich verhalten.

Am Sonntag war Mithat Gedik nicht in Leverkusen, er war im Garten hinter seinem Haus, um die Schaukel zu reparieren. Gedik ist Vater von vier Kindern. Aber hin und wieder habe er schon aufs Handy geschaut, um nachzusehen, ob die Entscheidung schon gefallen war, sagt er.

In Leverkusen trafen sich jetzt die Funktionäre vom Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS). Der Dachverband beriet unter anderem auch darüber, ob es in Zukunft Muslimen möglich sein soll, Schützenkönig zu werden. Und die Entscheidung fiel positiv aus.

In gewisser Weise war das Treffen in Leverkusen Mithat Gedik zu verdanken. 2014 wurde er Schützenkönig daheim in Sönnern, einem Ortsteil des 30 000-Einwohner-Städtchens Werl in Westfalen. Gedik lebt dort mit seiner Frau und den Kindern und engagiert sich seit Jahren in der Bruderschaft. Er ist auch Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr.

Doch die Freude über die Königswürde währte nur kurz. Die Funktionäre vom BHDS protestierten gegen die Krönung Gediks, weil er Muslim ist. Im Statut des Dachverbands aber steht, dass die Mitgliedschaft in einer BHDS-Bruderschaft Christen vorbehalten ist. Gedik sollte abdanken, doch die Dorfbewohner stellten sich hinter ihn. Medien berichteten, Politiker schalteten sich ein und sogar die Antidiskriminierungsstelle des Bundes protestierte. Manche Schützen traten sogar aus ihren Vereinen aus.

Der BHDS beugte sich schließlich dem Druck. Nun hat der Bund ein Orientierungspapier erstellt, das es den Bruderschaften vor Ort überlassen soll, wen sie aufnehmen. Bedingung soll nur sein, dass die Mitglieder christliche Werte und die Ziele des Verbandes anerkennen. Eine ähnliche Reform soll es in Sachen sexueller Orientierung geben. Erst im Jahr 2012 hatte der BHDS verboten, dass homosexuelle Schützenkönige ihren Partner als Mitregenten wählen. Hintergrund war der Fall des Münsteraner Schützenkönigs Dirk Winter, der seinen Lebensgefährten gleich mit auf seinen Thron nehmen wollte. Das Verbot wurde nun ebenfalls gestrichen. Außerdem will der BHDS wiederverheirateten Geschiedenen alle Ämter erlauben.

Mithat Gedik sieht all dem gelassen entgegen. "In der Praxis wird sich ohnehin nicht viel ändern. In den Bruderschaften machen Muslime sowieso schon mit." Es sei aber ja auch nicht verkehrt, wenn der BHDS endlich sein Statut an die Wirklichkeit anpasse.

© SZ vom 13.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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