Corinna aus Sachsen:Missbraucht und ermordet

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Traurige Gewissheit in Eilenburg: Die neunjährige Corinna ist einem Sexualdelikt zum Opfer gefallen. Die Polizei ermittelt fieberhaft, doch noch fehlt vom Täter jede Spur.

Christiane Kohl

Vor der roten Sandsteintreppe, die in das sorgfältig restaurierte Renaissance-Rathaus von Eilenburg führt, sieht man Blumen und Kerzen. Der Bürgermeister selbst hat sie dort hingelegt, denn Hubertus Wacker findet "unfassbar", was in seiner kleinen Stadt geschehen ist: Im sogenannten Mühlgraben, einem Bach, der das Zentrum des nordöstlich von Leipzig gelegenen Ortes umschlängelt, ist am Vortag die neunjährige Corinna gefunden worden.

Blumen und ein Abschiedsbrief: Mit Entsetzen haben die Eilenburger auf den Tod der neunjährigen Corinna reagiert. (Foto: Foto: dpa)

"Wir haben es mit einem Sexualverbrechen zu tun"

Das Mädchen war ermordet und in einen Müllsack gesteckt worden. Zuvor hatte ein noch unbekannter Täter das geistig behinderte Kind offenbar vergewaltigt, wie die Leipziger Staatsanwaltschaft am Donnerstag in einer Pressekonferenz berichtet. "Wir haben es mit einem Sexualverbrechen zu tun", sagt der Leitende Oberstaatsanwalt Hans Strobl.

Seit Dienstagabend wurde das Mädchen vermisst. Nachmittags hatte Corinna noch mit ihren beiden Geschwistern im Hof des Sechs-Familien-Hauses in der Eilenburger Möbiusstraße gespielt.

Grüne Wäscheleinen durchziehen den Hof, weiße Plastikmöbel stehen am Rand, Corinnas Familie wohnt nicht gerade in der besten Wohngegend der 17.000-Einwohner-Stadt Eilenburg. Gegen halb vier Uhr am Dienstag waren die Kinder hereingekommen, Corinna habe sich ihre Puppe geholt und sei daraufhin wieder nach draußen gegangen, berichtet die Polizei unter Berufung auf die Familie.

Gegen 18 Uhr hätte das Kind, das eine Schule für geistig Behinderte besuchte, spätestens ins Haus hochkommen sollen. Normalerweise sei sie stets "mit dem Glockenläuten" daheim gewesen, hatte die Mutter den Ermittlern erklärt. Doch an diesem Abend fehlte von Corinna jede Spur.

Während die Mutter außer Haus einem Putz-Job nachging, machte sich ihr Lebensgefährte mit Corinnas Geschwistern auf die Suche nach dem Kind - vergebens. Gegen 19.45 Uhr meldete die Familie Corinna als vermisst, wenig später durchkämmten Polizisten das Wohnviertel und suchten mit Schlauchbooten den Mühlgraben wie auch das Flüsschen Mulde ab, in welches der Graben einmündet.

Im Wasser des Baches, der nicht weit von dem Wohnhaus vorbeifließt, in dem Corinnas Familie wohnt, stießen die Ermittler am Mittwoch auf den grausigen Fund. Nach der gerichtsmedizinischen Untersuchung war klar, dass das Mädchen vor ihrem Tod missbraucht worden war. Corinna ist das dritte Kind in drei Jahren, das im Raum Leipzig einem tödlichen Sexualdelikt zum Opfer fiel - die sächsische Metropolregion hält damit einen traurigen Rekord in Deutschland.

Bislang hat die Polizei noch keine heiße Spur: "Es gibt keinen klaren Verdächtigen", sagt der zuständige Ermittlungsführer Jürgen Georgie. Zwar war noch am Mittwoch ein 16-Jähriger vernommen worden, doch sei dieser lediglich "als Kontaktperson des Mädchens" befragt worden. Der Hinweis einer Lehrerin, die Corinna am Dienstagabend noch gesehen haben will, stellte sich als Verwechslung heraus.

Polizei sucht nach Kleidungsstücken und Puppe

Wo das Kind sich aufhielt, nachdem es am Nachmittag mit seiner Puppe aus dem Haus gegangen war, ist ebenfalls unklar: Es gebe "noch kein Bewegungsprofil" des Kindes, so Georgie. Über die Umstände des Verbrechens wollte die Polizei keine näheren Angaben machen. Offenbar war das Kind zumindest teilweise entkleidet worden, denn die Ermittler suchen jetzt nach den Anziehsachen von Corinna: dunkelblaue Leggings, ein grünes T-Shirt und hellgrüne Plastikschuhe. Auch die Babypuppe wird gesucht.

© SZ vom 31.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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