Comeback:Fingerschnippen auf Tour

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93 Prozent der Deutschen haben von ihm schon mal gehört. Mit mehr als 80 Millionen verkaufter Platten gilt er als der erfolgreichste deutsche Bandleader aller Zeiten. Nun steht James Last wieder auf der Bühne.

Martin Zips

James Last hat weit über 2000 Tonträger veröffentlicht, er besitzt mehr als 200 Goldene Schallplatten. Man liebt ihn in Russland, in den USA, in Asien, Australien und Südamerika.

Seine Musik klingt nach Traumschiff, Polyesterpullis und 8x4. Und sie klingt immer gleich. Am heutigen Freitag startet der 77-Jährige, der eigentlich Hans Last heißt, in der Freiheitshalle von Hof seine Deutschlandtournee.

31 Konzerte lang wird er noch einmal auf der Bühne stehen und ein bisschen mit den Fingern schnippen, während seine Musiker "Wochenend und Sonnenschein" mit "Carmina Burana" mischen. "The Last Tour" heißt sein Programm. Last sagt, der Titel habe nichts weiter zu bedeuten. Auf den Plakaten steht: "Abschiedstournee".

Seine Platten standen in der elterlichen Schrankwand gleich über dem Wega-Plattenspieler. Und, komisch, sie lehnten an Arthur Rubinstein und Herbert von Karajan.

Happy-Party-Sound in Supermarkt und Fahrstuhl

Setzte man die Nadel auf eine Last-Platte, so hörte man Lieder, die man schon von den Beatles (Ob-La-Di-Ob-La-Da), von Sandie Shaw (Puppet on a string) oder von The Mixtures (The Pushbike Song) kannte. Bei Last klangen sie anders. Sie klangen nach Fahrstuhl und Supermarkt.

"Ich habe nichts anderes gemacht, als die Musik der Teenager instrumental zu spielen - und plötzlich war sie auch für die Eltern akzeptabel", erklärt Last sein Rezept.

Neben breitflächigem Geigen-Geschrammel und üppigen Bläser-Brokatellen war gelegentlich auch feminines Lachen, männliches Brummen, Klatschen oder Gläserklirren zu hören. So wie es halt klingt, wenn auf der Stehparty im Wohnzimmer alle super drauf sind. Das war der original Happy-Party-Sound. Den hat James Last erfunden. Ein deutscher Exportschlager.

In seiner gerade erschienenen Autobiographie berichtet Last auf 400 Seiten über seine Zeit bei der Heeresmusikschule ("Feldwebel: 'Hier wird nicht diese Negermusik gespielt.'").

Er erzählt über den jungen Udo Jürgens, der an Gershwin scheiterte ("er tat mir wirklich leid") und über den einen oder anderen Exzess ("Ein Hotelmanager ging so weit, Gin Tonic für uns in Babyfläschchen abzufüllen"). So ist Last. Ein Original, das die Massen happy macht.

© SZ vom 20.10.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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