Charles Simonyi:Software-Milliardär auf dem Weg ins All

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25 Millionen Dollar zahlt der US-Weltraumtourist Charles Simonyi für seinen 12-tägigen Trip in den Weltraum. Sein Geld machte er als Software-Entwickler bei Microsoft.

Christian Wernicke

Sage niemand, Charles Simonyi könne nicht teilen. "Die ganze Welt und vor allem die Kinder", so verkündet der 58-jährige Milliardär, sollen seine Reise ins All miterleben dürfen.

US-Weltraumtourist Charles Simonyi macht 12 Tage Urlaub im All. (Foto: Foto: dpa)

Also hat der Software-Entwickler eine ansehnliche, nachtblau unterlegte Website ins Internet gestellt, die das große Abenteuer des kleingewachsenen Amerikaners bisweilen sogar live in Szene setzt (www.charlesinspace.com).

Ob beim Start in Kasachstan am Samstagabend 19.31 Uhr mitteleuropäischer Zeit, ob bei mehreren Interviews an Bord der Internationalen Raumstation ISS oder bei seiner geplanten Rückkehr am 20. April - im Cyberspace darf jeder dabei sein: "Setz Dich gerade hin, schnall Dich an", begrüßt Simonyi seine Fans, "das wird ein ziemlicher Ritt."

Charles Simonyi ist der nunmehr fünfte Weltraumtourist, der sich mit viel Geld den Kindheitstraum vom Flug durch den Orbit erfüllt. Umgerechnet 19 Millionen Euro kosten ihn die 13 schwerelosen Tage, exklusive der Nebenausgaben für manche Extravaganz.

Von seiner Freundin Martha Stewart, Amerikas skandalbelasteter TV-Diva für feinste Lebensart, hat sich der Hobbypilot eigens ein allgerechtes Menü zubereiten lassen: Wachtel in Wein, Entenbrust mit Kapern und Grießkuchen mit Aprikosen, versiegelt in Aluminiumpäckchen. Seine Kameraden in der Umlaufbahn - drei russische Kosmonauten und zwei US-Astronauten - dürfen zugreifen: "Ich bin mir sicher, dass etwas Abwechslung willkommen sein wird."

Simonyi kann es sich eben leisten. Die Aktienpakete, die er als einer der ersten acht Angestellten von Microsoft-Gründer Bill Gates Anfang der achtziger Jahre erhielt, haben ihn reich gemacht. Unter seiner Leitung entwickelte der Konzern die Programme Word und Excel, zwei Pfeiler des globalen Erfolgs des Software-Riesen.

Seit Sommer 2002 tüftelt der Doktor der Computerwissenschaft auf eigene Rechnung. Sein Unternehmen ,,Intentional Software'' träumt von einer PC-Technik, mit der eines Tages sich jeder Laie seine eigenen Programme schreiben kann.

Er ist eben ein Selfmademan. Geboren im ungarischen Budapest, lernte der Sohn eines Elektroingenieurs schon als Pennäler den Umgang mit Computern. Anfang der sechziger Jahre, als der helle Bengel sich als Nachtwächter in einem Sowjet-Labor verdingte, brachten ihm russische Experten die ersten Kniffe bei.

Mit 13 gewann der kleine Karoly einen Schülerwettbewerb, zur Belohnung reiste er nach Moskau und schüttelte dem Kosmonauten Pavel Popovich die Hand. 1966 nutzte der damals 17-jährige Simonyi ein Praktikum in Dänemark, um in den Westen zu fliehen. Dann zog es ihn ins kalifornische Berkeley zum Studium von Mathematik und Statistik. Das zahlte sich aus, von 1981 an bei Microsoft.

Inzwischen hat sich Simonyi an Amerikas Westküste einen Namen als großzügiger Spender für Kunst und Wissenschaft gemacht. Auf die Reise ins All nimmt er auch Goethes "Faust" mit, in deutscher und englischer Fassung: "Ich habe ja sonst keine Zeit zum Lesen." Er will die Bücher zurücklassen, "für all die Weltraum-Touristen, die noch nach mir kommen werden."

© SZ vom 7.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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