Brückenabriss nach Brand an A 57:Totalschaden im Stauland

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70.000 Autos, die bislang über die Autobahnbrücke nahe Dormagen rollten, müssen auf andere Routen ausweichen - jeden Tag. Binnen sechs Wochen soll dort, wo die Brücke völlig zerstört wurde, ein Behelfskonstrukt entstehen - doch der Wiederaufbau wird Jahre in Anspruch nehmen.

Bernd Dörries

Bis zu tausend Grad heiß muss das Feuer gewesen, das haben die Fachleute mittlerweile errechnet. Es war so heiß, dass sich der Edelstahl in der Brücke zu dehnen begann und der Beton abplatzte. Zwei Tage lang haben Statiker die Autobahnbrücke bei Dormagen nun untersucht, haben mit Hubkränen die Decke abgesucht und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass da nichts mehr zu machen ist, Totalschaden. In den nächsten Wochen wird mit dem Abriss begonnen.

70.000 Auos täglich müssen derzeit bei Dormagen ausweichen - der Wiederaufbau der zerstörten Brücke wird Jahre dauern. (Foto: SZ-Graphik)

Täter bisher unbekannt

Am Dienstag hatte es gebrannt unter der A 57 zwischen Köln und Düsseldorf, sieben Haufen Plastikrohre wurden in Brand gesetzt, die Polizei geht davon aus, dass der bisher unbekannte Täter dafür einen Beschleuniger benutzte. Oben auf der Brücke rauchte es, 15 Autos und sechs Lastwagen fuhren ineinander, ein Mann starb, 13 wurden schwer verletzt.

Am Donnerstag kam Landesverkehrsminister Harry Voigtsberger zur Unfallstelle und sprach von einer schrecklichen Tat. Der Minister war auch angereist, um die Pläne zu begutachten, die die Fachleute sich ausgedacht haben, um den Schaden zu beheben. Der Aufwand, der dafür betrieben wird, gibt dem ganzen nun eine Dimension nationaler Wichtigkeit.

Zwei Stunden Fahrt für eine Strecke von 40 Kilometern

Nordrhein-Westfalen ist das Bundesland mit den meisten Staus. Im Jahr 2011 staute sich der Verkehr auf den Straßen des Landes nach Berechnungen des ADAC auf 135.000 Kilometern. Stauforscher haben errechnet, dass sich die Autos hier im Durchschnitt mit 31,6 Stundenkilometern fortbewegen, während es im Bundesschnitt 51,3 Kilometer sind. Besonders prekär ist die Lage seit jeher zwischen Köln und Düsseldorf. Durch die Sperrung der Brücke ist ein längerer Abschnitt der A 57 nicht mehr befahrbar, 70.000 Autos pro Tag müssen sich einen anderen Weg suchen, auf den Ausweichrouten staut sich nun der Verkehr. Pendler brauchten am Donnerstag bis zu zwei Stunden von Köln nach Düsseldorf, für eine Strecke von nicht mehr als 40 Kilometern.

Auch für die Industrie hat der Brückenbrand Folgen, unter der einsturzgefährdeten Überführung verläuft eine Eisenbahnlinie, auf der angrenzende Aluminiumwalzwerke ihre Produkte verladen. "Der Wiederaufbau hat höchste Priorität", sagte Verkehrsminister Voigtsberger am Donnerstag. In den kommenden zwei Wochen soll die Brücke abgerissen werden und eine Behelfskonstruktion aus Stahl entstehen.

In sechs Wochen soll der Verkehr wieder fließen

Diese Brücke nach dem Baukastenprinzip ist Teil einer Notfallvorsorge des Bundes für Krisensituationen - und eine solche ist nun in Dormagen entstanden. In sechs Wochen soll der Verkehr wieder fließen auf der A 57. In den kommenden Jahren wird eine komplett neue Brücke gebaut werden, mit dann sechs statt bisher vier Spuren.

Voigtsberger will zudem überlegen, eine Belohnung für Hinweise auf den Täter auszusetzen. In der Umgebung von Dormagen hatte es in den vergangenen Tagen eine ganze Reihe von Brandstiftungen gegeben, Autos und Lagerhallen wurden in Brand gesetzt. In der Nähe des Tatorts wurde ein gestohlener Kleinlaster gefunden, auf den sich nun die Ermittler konzentrieren. Die Autobahnbetriebe kontrollieren im ganzen Land, ob auch unter anderen Brücken brennbare Materialien liegen, die dann entfernt werden.

© SZ vom 17.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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