Landgericht Bremen:Lange Haftstrafen nach tödlicher Prügelattacke in Silvesternacht

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  • Ein Trio, das in der Silvesternacht von 2016 auf 2017 einen 15-jährigen syrischen Flüchtling zu Tode geprügelt hatte, ist zu langen Haftstrafen verurteilt worden.
  • Der Fall aus Bremen hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt und die Integrationsdebatte im Land angefacht.

Es war ein brutales Verbrechen, das sich in den ersten Stunden des Jahres 2017 in einem Problemviertel Bremens ereignete. Der 15-jährige aus Syrien stammende Flüchtling Odai K. wurde von drei jungen Männern zu Tode geprügelt. Gegen die zwei 37 und 26 Jahre alten türkeistämmigen Kurden und einen heute 18-jährigen Deutsch-Armenier hat das Bremer Landgericht nun ein Urteil verhängt.

Anderthalb Jahre nach Prozessbeginn wurde das Trio zu langen Haftstrafen verurteilt. Die beiden älteren Angeklagten müssen für jeweils zwölf Jahre hinter Gitter. Der zum Tatzeitpunkt erst 16-jährige dritte Täter erhielt eine Jugendstrafe von sechs Jahren. Die Richter folgen damit den Forderungen der Staatsanwaltschaft. Die Anklage lautete auf gemeinschaftlichen Totschlag.

Die nun Verurteilten sind miteinander verwandt. Die beiden erwachsenen Männer sind Brüder, bei dem Jugendlichen handelt es sich um ihren Neffen.

In der letzten Nacht des Jahres 2016 schlugen und traten die drei im Hinterzimmer eines türkischen Cafés auf Odai K. ein, bis er bewusstlos war. Wenige Tage später starb der junge Syrer infolge schwerwiegender Verletzungen im Krankenhaus. Unter anderem war sein Schädel zweifach gebrochen. Vor der Tat soll es zwischen dem Trio und Odai K. Streit gegeben haben, bei dem die Herkunft der Beteiligten im Mittelpunkt gestanden haben soll.

Anmerkung der Redaktion

In der Regel berichtet die SZ gemäß Pressekodex nicht über ethnische, religiöse oder nationale Zugehörigkeiten mutmaßlicher Straftäter. Wir weichen nur bei begründetem öffentlichen Interesse von dieser Linie ab. Das kann bei außergewöhnlichen Straftaten wie Terroranschlägen oder Kapitalverbrechen der Fall sein oder bei Straftaten, die aus einer größeren Gruppe heraus begangen werden (wie in der Silvesternacht 2015 in Köln). Ein öffentliches Interesse besteht auch bei Fahndungsaufrufen oder wenn die Biographie einer verdächtigen Person für die Straftat von Bedeutung ist. Wir entscheiden das im Einzelfall und sind grundsätzlich zurückhaltend, um keine Vorurteile gegenüber Minderheiten zu schüren.

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