Bluttat in Texas:Ein fataler Fehler

Lesezeit: 2 min

Sonntags in Amerika: Ermittler des FBI in der Nähe des Tatorts, einer kleinen Dorfkirche in Sutherland Springs, Texas. (Foto: Louis DeLuca/AP)

Der Mann, der in einer Dorfkiche 26 Menschen ermordete, hätte keine Waffe besitzen dürfen. Denn sein ehemaliger Arbeitgeber, die US-Luftwaffe, hatte die Vorstrafen des Mannes nicht an eine Datenbank des FBI gemeldet.

Von Kathrin Werner, New York

Dieser Fehler hatte Folgen, die schlimmsten vorstellbaren Folgen überhaupt. Einen Tag, nachdem Devin Patrick Kelley in einer Kirche in Texas 26 Menschen erschossen hatte, gab sein ehemaliger Arbeitgeber, die US-Luftwaffe Airforce, den Fehler zu: Sie hatte versäumt, die Vorstrafen des Attentäters an eine Datenbank des FBI weiterzugeben, was verhindert hätte, dass Kelley Waffen kaufen konnte. Der 26-Jährige hatte am Sonntag mit einem halbautomatischen Gewehr in einer Dorfkirche in Sutherland Springs, Texas, um sich geschossen. Es war die Schießerei mit den meisten Toten in der Geschichte des Bundesstaats Texas. Das jüngste Opfer war 18 Monate alt.

Die Airforce untersucht nun, wie es zu dem Fehler kommen konnte. Die Datenbanken der Sicherheitsbehörden, die Waffenhändler vor jedem Verkauf abfragen müssen, enthielten keine Hinweise auf Kelleys Vorstrafen. Dabei hatte ihn ein Militärgericht 2012 wegen Angriffen auf seine damalige Frau und seinen Stiefsohn verurteilt. Er soll die Frau geschlagen und gewürgt haben und dem Kind den Schädel gebrochen haben. Kelley gestand, verbrachte ein Jahr in Haft und wurde 2014 unehrenhaft aus der Airforce entlassen.

Inzwischen gibt es laut Medienberichten mehr und mehr Hinweise, dass ein Familienstreit das Motiv für Kelleys Tat in Sutherland Springs war. Seine erste Ehefrau, die er verprügelt hatte, ließ sich scheiden. Von seiner zweiten Ehefrau lebte er ebenfalls getrennt, er zog in eine umgebaute Scheune auf dem Grundstück seiner Eltern. Er soll wütend auf seine Schwiegermutter gewesen sein und ihr Droh-SMS geschrieben haben. Seine Schwiegermutter besucht die Kirche regelmäßig, zur Tatzeit war sie jedoch nicht im Gottesdienst. Gegen 11.20 Uhr soll Kelley sein Auto an einer Tankstelle in Sutherland Springs abgestellt haben, er trug eine Totenkopf-Maske und war schwarz gekleidet. Noch vor der Kirche eröffnete er das Feuer. Drinnen schoss er weiter um sich. Als er aus der Kirche trat, feuerte ein Nachbar auf ihn, er verfolgte Kelley mit dem Auto, mit mehr als 140 Kilometern pro Stunde. Noch während der Verfolgungsjagd rief Kelley seinen Vater an und sagte, dass er wahrscheinlich nicht überleben werde. Die Polizei fand ihn später tot in seinem Auto. Er hatte drei Schusswunden. Die Ermittlungsbehörden gehen davon aus, dass er an einem Kopfschuss starb, den er sich selbst zufügte.

Wie immer nach größeren Schießereien gibt es auch diesmal eine Debatte über die Waffengesetze der USA. Erst vor wenigen Wochen hatte ein Mann in Las Vegas 58 Menschen getötet, ebenfalls mit einem halbautomatischen Gewehr. Doch auch danach war die Diskussion um ein Verbot dieser Waffen und über stärkere Kontrollen für Waffenkäufer schnell wieder verklungen. Die meisten Amerikaner gehen nicht davon aus, dass sich nach der Bluttat in Texas etwas ändern wird, allein schon weil es ja Gesetze gibt, die den Mann eigentlich davon hätten abhalten sollen, das Gewehr und die Pistolen zu kaufen, die in seinem Auto gefunden wurden.

Der Fall habe nichts mit Waffengesetzen zu tun, sondern mit psychischer Erkrankung, sagte US-Präsident Donald Trump am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Südkorea. Alles wäre noch schlimmer gekommen, wenn der Nachbar nicht ebenfalls eine Waffe gehabt hätte. Trump folgt damit der Argumentation der Waffenlobbygruppe National Rifle Association (NRA): Mehr Waffen in den Händen "der Guten" würden das Land sicherer machen. "Die Bösen" würden sich ohnehin nicht an Verbote halten.

© SZ vom 08.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: