Blitzeis:Deutschland schlittert

Blitzeis bringt Autos ins Schleudern, Hunderte Fußgänger verletzen sich bei Stürzen schwer. Gleichzeitig sorgt Tauwetter für Hochwasser in den Flüssen.

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Auf spiegelglatten Fahrbahnen ist es in einigen Teilen Niederbayerns auch an diesem Freitagmorgen zu teils enormen Störungen gekommen - sogar der Winterdienst blieb hängen. Wie die Polizei in Straubing mitteilte, kamen die Räumfahrzeuge durch die extremen Bedingungen in manchen Fällen gar nicht zu den Einsatzorten. Die Beamten wurden bis zum Morgen zu mehr als 30 Unfällen nach Rutschpartien gerufen. Wie ein Polizeisprecher mitteilte, waren meist Lastwagen daran beteiligt. In Regensburg wurde wegen überfrierender Nässe vorübergehend der Busverkehr eingestellt. Auch in der Oberpfalz kam es zu zahlreichen Unfällen mit Sachschäden, liegengebliebene Fahrzeuge blockierten viele Straßen.

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Vielerorts ist es aber etwas wärmer geworden und das hart verkrustete Eis geschmolzen. Doch schon droht das nächste Chaos: Wegen des anhaltenden Tauwetters gilt für den Harz eine Unwetterwarnung. Der schmelzende Schnee könne auf den Straßen Hochwasser verursachen, teilte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes mit. Der Regen verstärke diesen Effekt noch. Bis voraussichtlich Sonnabend müsse deswegen mit Hochwasser gerechnet werden. In den Landkreisen Goslar und Osterode gilt für Sonnabend eine Sturmwarnung. In den Bergen könne der Wind im Laufe des Tages Tempo 110 erreichen, sagte ein Sprecher des Wetterdienstes Meteomedia.

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Eisglatte Straßen und Gehwege haben in weiten Teilen Deutschlands am Dreikönigstag Autos ins Schlingern und Fußgänger zu Fall gebracht. Plötzlicher Eisregen legte zudem in Berlin und Nürnberg Flughäfen vorübergehend still. Es gab Tausende Unfälle und Stürze, Rettungswagen brachten Hunderte Menschen in die Notaufnahmen der Krankenhäuser. Mehrere Autobahnen wurden vorübergehend gesperrt.

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Wer sein Auto lieber stehen ließ und sich zu Fuß aufmachte, riskierte auf vereisten Gehwegen schmerzhafte Stürze. Die Berliner Feuerwehr rief am Morgen den Ausnahmezustand aus: 115 Rettungswagen mussten von Mitternacht bis Mittag in der Hauptstadt 182 Glatteis-Opfer einsammeln und in Krankenhäuser bringen.

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"Es ging quer durch - Schulkinder, Alte und jüngere Menschen waren betroffen", so ein Sprecher. Es gab Kopfplatzwunden, Prellungen und Knochenbrüche. In Hamburg rückten die Helfer zwischen bis mittags rund 200 Mal aus, um Gestürzten zu helfen.

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Die Notaufnahme im Leipziger Uni-Klinikum behandelte am Vormittag 70 Patienten, die gestürzt waren. "Wir haben viermal so viele Ärzte eingesetzt und zusätzliche Betten aufgebaut, weil wir keinen nach Hause schicken wollten", sagte Klinik-Sprecher Heiko Leske. In Hannover wurde eine 82-jährige Frau von einem Eisblock erschlagen. Die alte Dame war mit ihrem Hund auf einem Bürgersteig unterwegs, als der Eisblock von dem etwa zehn Meter hohen Dach eines Mehrfamilienhauses fiel. Wie die Polizei mitteilte, sah ein 27 Jahre alter Autofahrer die Frau auf dem Boden liegen und versuchte noch, sie wiederzubeleben. In einem Krankenhaus erlag die Rentnerin aber wenig später ihren Verletzungen.

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Auf der Autobahn München-Stuttgart (A8) krachte auf spiegelglatter Fahrbahn ein Sattelschlepper aus dem Kosovo frontal in einen Reisebus. Dabei wurden am Morgen 30 Menschen verletzt, vier von ihnen schwer. Der Fahrer des Fernlinienbusses aus dem Kosovo nach Frankfurt am Main hatte wegen eines Unfalls bremsen müssen und stellte sich auf den Fahrbahnen quer. Der Fahrer eines Sattelzugs konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und krachte in den mit mehreren Dutzend Menschen besetzten Bus. Die A8 wurde total gesperrt.

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In Nürnberg musste der Flugverkehr nach Eisregen für mehrere Stunden eingestellt werden. "Die Start- und Landebahnen sind wie eine große Eislauffläche", sagte ein Flughafensprecher. Spezialfahrzeuge waren im Einsatz, um Flugzeuge und Pisten eisfrei zu bekommen. Erst am Mittag konnte der Flugverkehr wieder aufgenommen werden, es kam zu zahlreichen Verspätungen. In München wurden an die 25 Flüge annulliert. Mehrere Starts und Landungen verzögerten sich, weil die Pisten präpariert werden mussten, wie ein Sprecher mitteilte.

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Streu- und Räumfahrzeuge hatten auch im Nürnberger Stadtgebiet mit Eis zu kämpfen. Sie kamen nur langsam voran. "Wegen der Glätte können sie nur im Schritttempo fahren", sagte ein Polizeisprecher. Der Burgberg war zeitweise nicht befahrbar und blieb daher für einige Stunden gesperrt. In ganz Mittelfranken zählten die Behörden 160 Unfälle mit mehreren Verletzten. In Mittel- und Unterfranken steckten am Dreikönigstag etliche Autos auf eisglatten Straßen fest. Wegen querstehender Lastwagen musste die Autobahn Ulm-Würzburg (A7) bei Feuchtwangen am Morgen für mehrere Stunden gesperrt werden.

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Die Polizei in Oberfranken war bereits in der Nacht nach starken Schneeverwehungen gefordert. Auf der A70 und der B2 blieben Autofahrer stecken und mussten von der Feuerwehr aus den Schneewehen gezogen werden, bevor der Winterdienst räumen konnte.

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Rettungskräfte waren seit dem frühen Morgen im Einsatz, um die Lastwagen von der Straße zu ziehen und Decken an die wartenden Verkehrsteilnehmer zu verteilen. Nach Angaben der Polizei Würzburg kam es in Unterfranken in den Morgenstunden zu 70 Unfällen mit acht Verletzten. Auf der Bundesstraße 27 bei Veitshöchheim blockierte ein querstehender Sattelzug für mehrere Stunden die Fahrbahn, nachdem er gegen eine Weinbergmauer gefahren war.

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In Hamburg und Schleswig-Holstein berichtete die Polizei von bis zu zwei Zentimeter Eis auf den Straßen. Allein in Hamburg gab es bis zum Mittag 130 Verkehrsunfälle. Die Autobahn 24 zwischen Hamburg und Berlin musste in Mecklenburg-Vorpommern am Vormittag gleich an zwei Stellen wegen Glatteis und einem schweren Unfall gesperrt werden.

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Dagegen fuhr die Bahn weitgehend störungsfrei. Es gebe kleinere Verspätungen, aber keine schweren Ausfälle, sagte ein Sprecher. Es sei aber zu beobachten, dass viele Menschen vom Auto auf den Zug umgestiegen seien. Vor allem in Niedersachsen und Brandenburg saßen viele Pendler fest, weil keine Busse fahren konnten.

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Unterdessen mussten sich die Menschen an den Flüssen in vielen Regionen bereits auf Hochwasser vorbereiten. Am Rhein-Pegel Koblenz wird mit einem Wasserstand von acht Metern gerechnet. "Das war zuletzt 2001 der Fall", sagte ein Behördensprecher. Bei rund 7,20 Metern werde bereits das Deutsche Eck überflutet. Die Feuerwehr geht daher davon aus, dass das Wasser unter anderem auch in die nahe Altstadt gelangt. Auch an der Mosel wird das Hochwasser nach Einschätzung von Experten im Laufe des Freitags rasch auf acht Meter steigen und am Wochenende neun bis zehn Meter erreichen. Bei sechs bis acht Metern würden einige Uferstraßen an der Mittelmosel überschwemmt. Bei über neun Metern seien auch Häuser einzelner Ortschaften betroffen. In Traben-Trarbach etwa laufen dann im Stadtteil Traben Keller voll. Sandsäcke und Pumpen liegen bereit. In Sachsen-Anhalt rechnet der Landesbetrieb für Hochwasserschutz bis Sonntag an den Flüssen Unstrut, Bode, Ilse, Aller, Mulde und Weiße Elster mit dem Erreichen der Alarmstufe 2. In Niedersachsen werden Überflutungen von Ufern der Weser und von Ackerflächen erwartet. Text: sueddeutsche.de/dpa

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