BKA-Sender zu verkaufen:Volle Peilung

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Die Berliner Antifa will einen Peilsender des Bundeskriminalamts versteigern. Ein Kreuzberger Aktivist behauptet, ihn nach einer BKA-Razzia im Radkasten seines Kleinwagens gefunden zu haben.

Claudia Fromme

Wiesbaden hat noch nicht geboten. Dabei halten die Berliner Antifa-Aktivisten eigens für das Bundeskriminalamt eine Handynummer bereit, unter der die Behörde ein abhanden gekommenes Arbeitsmittel zurückersteigern kann: einen Peilsender.

Den will ein Kreuzberger Aktivist am 12. Mai links vorne im Radkasten seines Kleinwagens gefunden haben, drei Tage, nachdem das BKA vor Heiligendamm eine Großrazzia bei Gipfelgegnern gestartet hatte. Wegen des Verdachts der Bildung einer terroristischen Vereinigung waren bundesweit 40 Objekte durchsucht worden.

Autobesitzer Bernhard F., Mitautor der Schrift "Autonome in Bewegung", war offenbar auch Zielperson. Und an seinem Wagen, so sagt er, pappte mittels starker Magneten der BKA-Sender. Das ganze Peilpaket (Batterien, GPS-Antenne, Datenchip, Mobilfunksender) will die Antifaschistische Berliner Linke (ALB) nun also versteigern, an diesem Samstag im Kreuzberger Kulturhaus Kato.

Da stellt sich natürlich die Frage: Darf man das? Natürlich, ist sich Sebastian Lorenz, Sprecher der Berliner Antifa, sicher. Ein Auto sei wie eine Wohnung der Privatsphäre eines Menschen zuzurechnen, nach seinem Verständnis unrechtsam angebrachte Gegenstände gingen damit ins Eigentum des Inhabers über.

Das BKA kann ja telefonisch mitbieten

Wiesbaden kontert: Auch wenn der Sender nun im Besitz der Antifa sei, bleibe er immer noch Eigentum der Bundesrepublik Deutschland, der rechtliche Anspruch liege also definitiv bei ihr. Das jedenfalls hätte ein BKA-Beamter seiner Anwältin gesagt und den Sender zurückgefordert, berichtet Wagenbesitzer Bernhard F. Das BKA will den Fall nicht kommentieren.

Wiesbaden schweigt, Berlin höhnt. Etwa 1000 Euro sei der Sender wert, sagt Sebastian Lorenz, aber ums Geld - das für Prozesskosten verwendet werden soll - gehe es bei der Auktion nicht. Man wolle auf einen "schweren Grundrechtsverstoß" aufmerksam machen und den "Dilettantismus" der Behörde. Und, klar, eine dufte Party feiern wolle man auch - ohne Polizei, die hätte keinen Zutritt.

Das BKA könne ja telefonisch mitbieten. An ein Gebot glaubt Lorenz jedoch nicht so recht, wohl aber daran, dass die Polizei sich das Gerät, das ohne Batterien an einem sicheren Ort aufbewahrt werde, am Samstag zurückholt - allerdings ohne zu zahlen.

Die Antifa übt sich bis dahin weiter in Provokation. Neben der Versteigerung kündigt sie auf ihrer Internetseite für den Samstag den Wettbewerb "Knüppel zu Luftgitarren" und das Anti-Polizei-Karaoke "Singen gegen grün und blau" an. Die Stimmung steigt.

© SZ vom 6.7.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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