Bill Clintons Memoiren-Gala:Erinnerungen für Millionen

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Der Präsident, der "keinen Sex mit dieser Frau hatte", feiert sein Buch in New York bei einer üppig angelegten Galaparty. Derweil stehen Fans seit Mitternacht vor den Buchläden Schlange. Aber keine Sorge: Jeder bekommt seinen "Clinton". Es sind ja Millionen Exemplare vorgedruckt.

Andrian Kreye

Auf das Feiern und den Glamour verstanden sich die Demokraten ja schon immer - von Gore Vidals legendären Hollywood-Parties für John F. Kennedy über Jimmy Carters Amtseinführungsball mit John Lennon und Aretha Franklin bis hin zum Party-Marathon beim letzten Parteikonvent in Los Angeles. Und so war es nur logisch, dass Ex-Präsident Bill Clinton am Montagabend die Veröffentlichung seiner Autobiographie mit einer Galaparty im New Yorker Metropolitan Museum of Art feierte. Ein glamouröses Bild gaben Bill, Hillary und Chelsea Clinton ab, als sie die mächtigen Treppen des Museums emporstiegen.

Viel Prominenz war im Metropolitan unter den rund 1260 Gästen. U.a.: die Clintons. War ja klar. (Foto: Foto: AP)

Viel Prominenz war im Metropolitan unter den rund 1260 Gästen. Hollywoodstars wie Lauren Bacall und Winona Ryder, Fernsehstars wie Larry King und Barbara Walters, aber auch Literaten wie Toni Morrison, Walter Mosley und Fran Lebowitz. Die Klatschreporter der Lokalpresse stürzten sich auf die Details. Sie lästerten über Natalie Portman, die in Hot Pants und mit Stilettoabsätzen gekommen war, und bemitleideten Chelsea Clintons Lebensgefährten Ian Klaus, der erst einmal alleine kommen musste. Vogue-Chefin Ana Wintour wurde gesehen, wie sie im eisigen Wind der Klimaanlage fröstelte, der einstige Kennedyberater Arthur Schlesinger Jr. soll den Schwarzenprediger und vergeblichen Präsidentschaftskandidaten Al Sharpton abgeblitzt haben lassen, und Al Franken kommentierte den Abend: ¸¸Das erinnert uns daran, was es bedeutet, wenn ein Präsident auf eigenen Füßen laufen und denken kann."

Hillary Clinton führte ihren Mann als ¸¸zukünftigen Bestsellerautor" ein. Bill Clinton witzelte, bei dem Arbeitsaufwand für das Buch habe er eigentlich zum gesetzlichen Mindestlohn gearbeitet, er hoffe aber trotzdem, sein Verlag spiele den Vorschuss wieder ein. Knopf-Chef-Lektor Sonny Metha gab zu, etwas nervös zu sein. Immerhin hatte er seinem präsidialen Autor zehn Millionen Dollar bezahlt und eineinhalb Millionen Bücher drucken lassen. Die ersten Kritiken waren allerdings vernichtend. ¸¸Schlampig, selbstherrlich und fad bis die Augen schmerzen" befand die New York Times sogleich.

Noch scheint kein Grund zur Sorge zu bestehen. Bei der Barnes&Noble-Filiale am Rockefeller Center stellten sich die ersten Fans schon am Montagmittag in die Schlange, um Punkt Mitternacht eines der ersten Exemplare zu ergattern, und dann auf die Signierstunde um halb ein Uhr mittags zu warten. Die Vorbestellungen belaufen sich inzwischen sogar auf rund zwei Millionen Exemplare. Buchhändler im ganzen Land verglichen den Ansturm mit der Harry-Potter-Hysterie. Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison ließ sich auf die Frage, ob Bill Clinton ein guter Schreiber sei, sogar zu ¸¸ein sehr guter" hinreißen. Doch auch das schien Cheflektor Sonny Metha nicht zu beruhigen, der meinte: ¸¸Die eineinhalb Millionen Bücher liegen jetzt erst in den Läden. Verkauft haben wir noch kein einziges."

Quelle: Süddeutsche Zeitung Nr.142, Mittwoch, den 23. Juni 2004 , Seite 12

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