Betrugs-Prozess in Berlin:Taxifahrer verlangt von Touristen bis zu 400 Euro für Fahrt

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Mehrere Hundert Euro für zehn Kilometer: Offenbar hat ein Berliner Taxifahrer über Monate hinweg viel zu viel Geld von seinen Passagieren verlangt - viele gutgläubige Touristen zahlten seine Fantasiepreise. Jetzt muss sich der Mann vor Gericht verantworten.

Von ahnungslosen Touristen aus Mexiko, Argentinien, Spanien und Finnland soll ein Berliner Taxifahrer Wucherpreise von bis zu 400 Euro kassiert haben. Wegen Betrugs muss sich der 48-Jährige nun vor einem Berliner Amtsgericht verantworten. Zum Auftakt der Verhandlung schwieg der inzwischen arbeitslose Mann.

Die Anklage wirft ihm vor, zwischen März 2012 und Mai 2013 in 22 Fällen Touristen bei Stadttouren abgezockt zu haben. Am härtesten traf es nach Ansicht der Staatsanwaltschaft einen Mexikaner. Der Tourist wollte demnach im September 2012 vom Flughafen Tegel zu einem Hotel im Süden der Hauptstadt. Tatsächlich endete die Fahrt zum Preis von 269 Euro schon nach zehn Kilometern. Der mit dem Euro nicht vertraute Kunde zahlte mit drei Hunderter-Scheinen. Der Taxifahrer - so die Ermittlungen - behauptete demnach, er habe nur Zehner-Scheine bekommen. Der irritierte Mexikaner habe daraufhin einen vierten Hunderter übergeben.

"Ich habe mich so geärgert"

Der Lateinamerikaner ist nicht als Zeuge geladen. Auch eine schwangere Zeugin aus Spanien muss nicht zum Prozess anreisen. Stattdessen vernahm das Gericht zunächst Geschädigte aus Deutschland. Eine Touristin aus Hessen hatte eigenen Angaben nach 70 Euro statt 25 gezahlt. "Ich habe mich so geärgert, dass man sich als Tourist nicht auf die Taxifahrer verlassen kann", begründete die 60-jährige Ärztin ihre Anzeige bei der Polizei.

Roland Bahr von der Innung des Berliner Taxigewerbes verurteilte am Rande des Prozesses solche Praktiken. Kriminelle unter den Taxifahrern seien "katastrophal für Berlin als Touristenmetropole". Diese Fahrer würden sich außerhalb der offiziellen Halteplätze positionieren und Ausländer abfischen, die sich nicht auskennen. Bahr riet allen Kunden, "nur an den regulären Plätzen einzusteigen, da werden Sie nicht betrogen".

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