Bauchtänzerin Dina Talaat:"Bauchtanz ist kein Striptease"

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Die bekannteste Bauchtänzerin Ägyptens steht in der Kritik, weil sie bei einer Schulfeier vor Minderjährigen aufgetreten ist. Sie versteht die Aufregung nicht und verteidigt ihren Beruf.

Tomas Avenarius

Dina Talaat Said Mohamed Mohamed ist die bekannteste Bauchtänzerin Ägyptens. Die in Rom geborene Ägypterin hat einen eigenen, in manchen Augen anrüchigen Tanzstil geprägt, war fünfmal verheiratet und ist immer gut für einen Skandal. Der vorerst letzte war ihr Auftritt bei der Abschlussfeier einer Schule in Kairo, wo Dina vor den Absolventen tanzte.

Bauchtänzerin Dina Talaat verteidigt ihren Beruf. (Foto: Foto: AFP)

SZ: Auf dem Abiturfest waren Sie die Attraktion. Doch nur einige Tage später hat die Stimmung sich gedreht: Sie haben eine Anzeige bekommen wegen Ihres hüftschwingenden Auftritts vor Minderjährigen.

Dina Talaat Said Mohamed Mohamed: Was soll die Aufregung? Ich habe schon Dutzende Male auf solchen Abschlussfeiern getanzt. Tanzen ist mein Job. Ich werde dafür bezahlt, ich zahle Steuern. In diesem Fall ist es besonders absurd: Ich wollte den Leuten eine Freude machen und bekam keine Gage. Der Auftritt selbst dauerte keine fünf Minuten. Ich hatte noch nicht einmal mein Bauchtanzkostüm dabei.

SZ: Es gab dennoch jemanden, der daran Anstoß genommen hat.

Dina: Ja, ein Rechtsanwalt. Er hat mich angezeigt, die Schulleitung und den Bildungsminister dazu.

SZ: Ägypten ist ein konservatives Land. Viele Leute verurteilen auch Ihr Privatleben, Ihre geschiedenen Ehen.

Dina: Die angeblichen Skandale regen mich nicht mehr auf. Was weiß ich, wie oft ich verheiratet war. Ich lebe mein Leben. Was ich in meinen vier Wänden mache, geht niemanden etwas an. Und was das Konservative angeht: So etwas ist eine Frage der Bildung. Ich habe studiert, meine ältere Schwester auch. Ich tanze, sie ist voll verschleiert. Dennoch schätzt sie meine Arbeit.

SZ: Ist Bauchtanz Kunst oder Erotik?

Dina: Bauchtanz ist kein Striptease. Erotisch wäre es, wenn ich am Schluss den BH aufmachen würde. In Ägypten hat den Bauchtanz jedes kleine Mädchen im Blut. Die Kleinen tanzen mit sieben wie die Großen. Der Bauchtanz soll älter sein als unsere ganze Pharaonenkultur: Er war angeblich ein Geburtshilferitual. Den Frauen sollte durch die rotierenden Bewegungen das Gebären erleichtert werden.

SZ: Kenner beklagen, dass die Bauchtanzkultur in Ägypten verlorengeht. Viele Tänzerinnen kommen inzwischen nicht mehr aus Kairo, sondern aus Kiew oder Moskau.

Dina: Der Bauchtanz ist nicht mehr auf dem früheren Niveau. Die Frauen sehen die Imageprobleme, die Tänzerinnen wie ich haben. Also verstecken sie sich hinter dem Titel ,,Sängerin'' und singen in Videoclips ein wenig zu ihren Tänzen.

SZ: Warum, glauben Sie, floriert der Bauchtanz in Europa?

Dina: Psychologen sagen, es hilft Frauen. Wenn sie bauchtanzen, werden sie in den Wechseljahren nicht depressiv.

© SZ vom 27.5.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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