Bandenkriminalität in Deutschland:"Organisierte Kriminalität ist an der Haustür angekommen"

Lesezeit: 1 min

Deutschland werde immer mehr zur Zielscheibe der organisierten Kriminalität, warnen Sicherheitsbehörden. Ihr Geld verdienen Banden nicht mehr nur mit Rauschgifthandel, sondern zunehmend auch mit Wohnungseinbrüchen, Autodiebstählen und Betrügereien am Telefon.

Organisierte Kriminalität - das klingt nach Waffenschiebereien und Drogenschmuggel. Bereiche also, mit denen der brave Bürger normalerweise nur wenig in Berührung kommt. Doch inzwischen scheint die Bandenkriminalität "vor der Haustür angekommen" zu sein. Das zumindest sagte Jörg Ziercke, Präsident des Bundeskriminalamts, am Mittwoch auf einer Pressekonferenz.

Sicherheitsbehörden beobachten inzwischen auch Verbindungen der organisierten Kriminalität zu Einbrüchen und Autodiebstählen, die oft nicht mehr von Einzeltätern verübt werden. In diesem Bereich verwischten die Grenzen zur Bandenkriminalität, erklärte auch Innenminister Thomas de Maizière. Die wichtigsten Zahlen:

  • Die Zahl der Ermittlungsverfahren wegen organisierter Kriminalität ist auf 580 im vergangenen Jahr angestiegen. 568 Verfahren waren es 2012.
  • Die Zahl der Tatverdächtigen nahm von 7973 im Jahr 2012 auf 9155 im vergangenen Jahr zu.
  • Den größten Anteil an den registrierten Taten hat der Rauschgifthandel mit 35,2 Prozent, gefolgt von Eigentums- (16 Prozent) und Wirtschaftskriminalität (13,1 Prozent).
  • Neben den üblichen Delikten wie Rauschgifthandel begehen Banden zunehmend auch Wohnungseinbrüche, Autodiebstähle und Betrügereien am Telefon.
  • Der Schaden durch organisierte Kriminalität summierte sich 2013 nach Angaben des Innenministers auf 714 Millionen Euro.
  • Nachbesserungsbedarf sieht de Maizière bei den Möglichkeiten, die Gewinne der Banden zu beschlagnahmen. Dies gelte etwa bei den Maßnahmen gegen Geldwäsche. Derzeit könne schätzungsweise nur etwa ein Viertel der kriminellen Gewinne abgeschöpft werden.
  • Bei der Bekämpfung der organisierten Kriminalität wird die internationale Zusammenarbeit immer wichtiger, da diese Gruppierung zunehmend länderübergreifend arbeiteten, sagte de Maizière.

Eine europaweite Studie, die bereits am Montag in Brüssel vorgestellt wurde, war zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen: Den Untersuchungen der Katholischen Universität vom Heiligen Herzen in Mailand zufolge setzt die organisierte Kriminalität in Europa jährlich 100 Milliarden Euro um. Die Gewinne fließen zum Teil in die legale Wirtschaft. In Deutschland investiert die italienische Mafia demnach vor allem in Restaurants und Catering-Betriebe.

© SZ.de/Reuters/AFP/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: