Bacardi contra Castro:Rum und Ehre der Fledermaus

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Die Dynastie der Rumfabrikanten Bacardi stammt aus Kuba. Und die führt seit der Vertreibung von der Insel einen geheimen Kampf gegen Fidel Castro.

HANS LEYENDECKER

Ein schöner Einstieg in eine TV-Dokumentation. Erst flackern an einer dunklen Wand die Furcht erregenden Umrisse einer riesigen Fledermaus. Dann, nach 35 Sekunden, sagt eine Stimme aus dem Off: "Am Anfang steht der Rum. Und der Rum war aus Kuba. Am Ende steht ein Krieg."

Fast jeder kennt den Rum der Familie Bacardi. Doch nur wenige wissen, welchen politischen Einfluss dieser aus Kuba stammende Familienclan besitzt. Dazu gibt es einen ARTE-Themenabend am 28. Oktober 2003 um 20.40 Uhr: "Das Geheimnis der Fledermaus. Bacardi zwischen Rum und Revolution." (Foto: Bild/Copyright: WDR)

So beginnt der Film über die Geschichte der Rum-Dynastie Bacardi, deren Markenzeichen eine Fledermaus ist, und über den ewigen Kampf des 1862 auf Kuba gegründeten Unternehmens gegen Fidel Castro und Genossen.

Eine spannende Geschichte, die Arte im Rahmen einer Reihe über Aktionen des CIA zeigt. Was hat der US-Geheimdienst nicht alles versucht, um Castro umzubringen? Sein Taucheranzug sollte mit einer tödlichen Substanz imprägniert, seine Zigarre mit LSD angereichert werden. Die CIA plante auch, ihm mit Hilfe eines Spezial-Kugelschreibers ein tödliches Gift zu injizieren.

Alle Anschlagspläne sind fehlgeschlagen. In veröffentlichten CIA-Dokumenten sind die schönsten Plots und die erbärmlichsten Misserfolge nachzulesen.

Aber die lange Geschichte des geheimen Krieges der Rum-Barone gegen die kubanischen Revolutionäre ist nur ein paar Spezialisten bekannt.

Der kolumbianische Journalist Hernando Calvo Ospina hat zum Thema ein verdienstvolles Buch geschrieben (Im Zeichen der Fledermaus), das 2002 bei PapyRossa erschienen ist; auch verbreitet eine Organisation, die unter www.cuba-si.org im Internet zu finden ist, Einschlägiges. Ein Film hat da noch gefehlt.

Die Autoren Marcel Kolvenbach und Ekkehard Sieker (letzterer ist normalerweise für manche schräge Theorie gut) schildern zunächst sachlich den Handelskrieg zwischen den Bacardi-Exilanten und jener Staatsfirma, die den Rum Havanna Club herstellt und ihn gemeinsam mit der französischen Firma Pernod-Ricard vertreibt.

Nach vier Minuten und 34 Sekunden taucht endlich ein Bush auf: der Kleinere. Jeb Bush, Gouverneur aus Florida, und der bittet das amerikanische Patentamt, die Marke "Havanna Club" aus dem Register zu streichen, denn "die abgelaufene Marke gehört einer Firma von Fidel Castro und sollte unverzüglich gelöscht werden".

Es geht natürlich um Geld und rechte Politik. Dann wird geschildert, wie in den Sechzigern das damalige Bacardi-Familienoberhaupt eine kubanische Exil-Regierung gründete und seinen rumvollen so genannten Freiheitskampf begann. Eine Organisation, die mit den Bacardis verwoben war, wird für einen Anschlag auf eine kubanische Passagiermaschine verantwortlich gemacht, dem vor 27 Jahren 70 Menschen zum Opfer fielen: "Ich zog so viele Aktionen durch, denn gegen einen Diktator wie diesen Typen hilft nur die Aktion, der Rest ist Scheißdreck", sagt im Film ein ehemaliger Bacardi-Chef, der jetzt in Miami lebt.

Es gibt viele interessante Interviewpartner im Film. Der Kampf der Bacardis geht weiter, venceremos. In einem im Film wiedergegebenen Dokument aus dem Jahr 1990 ist die Rede davon, dass "Blut fließen werde, wenn Blut fließen müsse". Bacardi gegen Fidel: Vor ein paar Jahren gab es in Frankreich einmal eine Werbekampagne für einen Bacardi-Cocktail namens "Bomba". Wer eine Flasche kaufte, erhielt gratis die Imitation eines Bombenzünders. "Dass Bacardi sein Land verloren hat, machte sicherlich die Firma und die Familie stärker, weil wir die Familie zu unserer Heimat machten", erläutert ein Bacardi-Manager. Darauf einen Bomba.

© SZ v. 28.10.2003 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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