Australien:Tödlicher "Asthma-Sturm"

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Sechs Menschen sterben nach einem rätselhaften Wetterphänomen in Melbourne, mehrere sind in Behandlung.

Nach einem seltenen und rätselhaften Wetterphänomen sind in Australien bisher sechs Menschen an den Folgen der dabei verstreuten Pollen gestorben. Fünf Personen seien noch in Lebensgefahr, zwölf weitere würden in Krankenhäusern beobachtet, teilten die australischen Gesundheitsbehörden am Sonntag mit. Ein als "Asthma-Gewitter" bekannter Sturm war zu Beginn der Woche über die Großstadt Melbourne an der Südküste hinweggezogen, in den Tagen danach meldeten sich circa 8500 Menschen wegen Atemproblemen in den Krankenhäusern der Stadt - die Einrichtungen hatten Mühe, alle Patienten zu versorgen.

Was genau den Anstieg der Asthma-Notfälle bei diesem Wetterphänomen verursacht, ist nicht eindeutig geklärt. Am wahrscheinlichsten aber sei nach einer Erklärung des britischen Wetterdienstes: Durch das Gewitter werden Pollen und Pilzsporen in sehr hohe Luftschichten getragen, dort saugen sie sich durch die extreme Luftfeuchtigkeit mit Wasser voll, bis sie zerbersten. Kalte Böen transportieren die Partikel wieder in tiefere Ebenen, wo sie von Menschen unbemerkt eingeatmet werden. Weil sie winzig klein sind, dringen sie tiefer in die Lunge ein als normale Pollen. In Melbourne verteilte der Sturm die Partikel über die gesamte Stadt. Betroffene klagten über Luftnot, ein Engegefühl in der Brust und Kurzatmigkeit.

Zwar zeigen mehrere Studien, dass die Zahl der Asthma-Notfälle nach Gewittern steigt; Lungenärzte raten Asthmatikern deshalb auch in Deutschland, bei Gewittern lieber zu Hause zu bleiben und die Fenster zu schließen. Beim "Asthma-Sturm" aber sind nicht nur Asthmatiker betroffen: Ungefähr ein Drittel der Menschen in Melbourne, die nun nach dem Sturm Asthma-Anfälle erlitten, hatte zuvor niemals derartige Probleme gehabt.

Das Wetterphänomen trat in der Vergangenheit auch schon in den USA, Kanada, Großbritannien und Italien auf. Den letzten großen Sturm dieser Art gab es in Melbourne im Jahr 2010.

© SZ vom 28.11.2016 / AP/SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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