Australien:Imagepflege für Imame

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Australiens muslimische Geistliche sollen zur freiwilligen Feuerwehr. Mit solchen gemeinnützigen Diensten sollen sie ihr schlechtes Image aufpolieren.

Gerhard Fischer

Tom Zreika phantasiert. Er sieht muslimische Geistliche, die sich - Seite an Seite mit australischen Feuerwehrleuten - einer Flammenwand entgegenstellen.

Brauchen australische Muslime eine Sympathie-Offensive? (Foto: Foto: ap)

Zreika formuliert seine Vorstellung so: "Es wäre großartig, einen Imam mit Turban zu sehen, der zusammen mit anderen Freiwilligen Buschfeuer bekämpft." Der Vorsitzende der einflussreichen libanesischen Muslime in Australien plant eine Sympathie-Offensive, denn das Image der islamischen Bürger ist schlecht.

"Die Australier haben genug von uns", sagt er. Zreika schlägt daher vor, dass muslimische Geistliche Freiwilligenjobs übernehmen, um das Ansehen der Muslime zu steigern. Sie sollen zur freiwilligen Feuerwehr gehen. Oder als Lebensretter an den Stränden arbeiten. "Beide Jobs genießen in Australien sehr hohes Ansehen", sagt er. "Es gibt eine starke Strandkultur und viele Buschfeuer, die bekämpft werden müssen."

Zreikas Sorge um den guten Ruf der etwa 300.000 zumeist gut integrierten Muslime in Australien hatte zuletzt durch frauenfeindliche Äußerungen des höchsten muslimischen Geistlichen im Land neue Nahrung erhalten. In einer Predigt hatte Scheich Aldin al-Hilali vor ein paar Monaten Frauen ohne Schleier als "unbedecktes Fleisch" bezeichnet und ihnen indirekt die Verantwortung für sexuelle Übergriffe gegeben.

Hilali sagte: "Wenn Fleisch ohne Bedeckung draußen auf die Straße gelegt wird, dann kommen die Katzen und essen es. Ist das nun die Schuld der Katzen oder des unbedeckten Fleisches?" Es war damals Tom Zreika, der Hilali in den unbefristeten Urlaub schickte. Zreika konnte das, weil sein Verband die Moschee verwaltet, in der Hilali predigte.

Aber solche Ausfälle bleiben haften im Gedächtnis der Australier, auch wenn es Einzelfälle sind. "Die Muslime sind mittlerweile so unbeliebt, wie es früher die Kommunisten waren", glaubt Zreika. Daher sollen sich nun auch Geistliche für Jobs anbieten, die gewöhnliche Muslime - sehr vereinzelt - bereits leisten: Im vergangenen Jahr stellten sich sieben junge Muslime erstmals als Lebensretter am Strand von Sydney zur Verfügung.

© SZ vom 8.5.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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