Ausbruch:Französischer Häftling sprengt sich aus Gefängnis frei

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Eines der Autos, mit denen  Redoine Faïd nach seinem Ausbruch aus dem Gefängnis flüchtete. Er lies das Autio ausgebrannt zurück. (Foto: AFP)

Ein mutmaßlicher Polizistenmörder bombt sich im nordfranzösischen Sequedin den Weg in die Freiheit. Dabei nimmt der Täter vier Wärter als Geiseln. Sie sind mittlerweile frei. Vertreter der Gefängniswärter fordern den Rücktritt des Justizministers.

Im Norden Frankreichs ist einem berüchtigten Kriminellen eine spektakuläre Flucht aus dem Gefängnis gelungen. Der wegen eines Raubüberfalls inhaftierte Redoine Faïd in der Haftanstalt von Sequedin nahe Lille vier Wärter als Geiseln und sprengte sich anschließend seinen Weg ins Freie. Das teilte Staatsanwaltschaft mit.

Faïd zerstörte mit Hilfe von Sprengstoff insgesamt fünf Stahltüren. Die Schäden im Gefängnis sind so erheblich, dass Angehörige der Gefangenen derzeit nicht in das Gefängnis dürfen. Das berichtet die französische Zeitschrift Le Parisien.

Seine vier Geiseln ließ Faïd auf der Flucht frei, die Fahndung nach dem als "besonders gefährlich" eingestuften Verbrecher lief an. Rätselhaft blieb, wie der Häftling in den Besitz einer Waffe und des Sprengstoffs gelangen konnte. Womöglich sei ihm der Sprengstoff während der Besuchszeit am Morgen der zugesteckt worden.

Nach Angaben der Behörden flüchtete Faïd mit einem Fahrzeug, bevor er es auf der Autobahn in Brand steckte. Anschließend sei er in ein zweites Fahrzeug gestiegen, nach dem nun gefahndet werde. Auch nach möglichen Komplizen Faïds, der noch mehr Sprengstoff bei sich haben soll, wurde gesucht. Die vier freigelassenen Geiseln standen unter Schock und wurden medizinisch versorgt, waren aber unverletzt.

Justizminister soll zurücktreten

Gewerkschaften der Gefängniswärter zeigten sich schockiert über die Flucht und sprachen von einem "Akt des Krieges". Sie forderten den sofortigen Rücktritt des Direktors der Strafvollzugsverwaltung sowie des Justizministers.

Faïd soll bereits eine Beamtin getötet haben. Er ist mutmaßlich für einen Raubüberfall im Mai 2010 verantwortlich, bei dem eine junge Polizistin im Département Val-de-Marne getötet wurde. Ende jenes Jahres veröffentlichte Faïd ein Buch, in dem er sich als geläutert darstellt und seinen Aufstieg vom Kleinkriminellen zum Spezialisten für Raubüberfälle auf Geldtransporter beschreibt.

Nachdem er der Polizei monatelang entwischte, wurde er im Juni 2011 schließlich festgenommen und in der Haftanstalt Sequedin untergebracht - einem Gefängnis mit rund 800 Insassen nahe Lille an der Grenze zu Belgien, das eigentlich als sehr sicher gilt.

© Süddeutsche.de/dpa/afp/sst - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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