Ausbrecher aus der JVA Aachen:Geiselgangster packt aus

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Der Schwerverbrecher Michael Heckhoff gibt preis, wie er an die Waffe und den Schlüssel kam. Mittlerweile ist auch sein Komplize Michalski gefasst.

Ob ihn das Geld lockt oder ob er sich eine Verbesserung seiner Situation erhofft, ist unbekannt und auch, ob der entflohende Häftling wirklich Geld sehen wird: Der aus der Justizvollzugsanstalt Aachen entflohene Häftling Michael Heckhoff (50) wird nach seiner Verhaftung nun in der Bild- Zeitung mit Äußerungen über den spektakulären Ausbruch zitiert. Wie die Informationen, die aus einem Verhör vom Montag stammen müssen, nach außen gedrungen sind, ist unklar. Die Kölner Polizei sagte zu dem Zeitungsbericht: "Wir müssen davon ausgehen, dass in dem Artikel Informationen verarbeitet sind, die unbefugt an die Bild-Zeitung gelangten." Die Polizei leitete ein entsprechendes Ermittlungsverfahren ein. Inwieweit die von der Zeitung zitierten Äußerungen Heckhoffs den tatsächlichen Verlauf seiner Flucht wiedergeben, werde noch geprüft, ergänzte ein Sprecher.

Am Montag wurde der Ausbrecher Peter Paul Michalski noch in Bielefeld gesucht. Mittlerweile vermutet ihn die Polizei in Gütersloh. (Foto: Foto: dpa)

Laut einem Bericht des ZDF soll sich Heckhoff den Behörden als Vermittler zu dem weiterhin flüchtigen Peter Paul Michalski angeboten haben. Heckhoff, der gemeinsam mit Michalski am vergangenen Donnerstag aus dem Hochsicherheitsgefängnis geflohen war, sagte: "Die Waffe haben wir im Knast von einem Mitarbeiter gekauft. Ich hab von einem Wärter den Schlüssel bekommen und auf den Kopierer gelegt." Nach dem Muster habe sein Komplize schließlich in der Schlosserei einen Schlüssel gemacht. "Den haben wir dann in einem günstigen Augenblick genutzt", so Heckhoff.

Über sein Motiv für den Ausbruch sagte er: "Die Direktorin hat mich voll schlecht behandelt und mir einfach den Ausgang gestrichen." In anderen Justizvollzugsanstalten habe er drei Ausgänge pro Jahr erhalten. "Ich möchte eher tot sein, als noch einmal in diesen verlogenen Knast zu kommen", sagte er.

Nach dem noch bis zum Morgen flüchtigen Peter Paul Michalski fahndete die Polizei mit einem massiven Aufgebot von fast 1500 Beamten. Die Ermittlungen konzentrierten sich am Montag auf Bielefeld und Umgebung, der Heimat Michalskis. Gefasst wurde Michalski dann im nordrhein-westfälischen Schermbeck. Bei der Festnahme wurden demnach weder Michalski noch Polizeibeamte verletzt. Laut Polizei wurde der 46-Jährige "an einer günstigen Örtlichkeit" festgenommen.

Michalski ist wegen Mordes an einem Mittäter im Jahr 1993 zu lebenslanger Haft verurteilt.

Der Druck auf Michalski wächst

"Mit der Festnahme von Heckhoff haben wir eine neue Situation. Michalski ist jetzt allein unterwegs, und wir hoffen, dass er aufgibt", sagte der Polizeisprecher. Der Druck auf Michalski wachse und könne ihn noch unberechenbarer machen, warnte allerdings der Euskirchener Psychologe Uwe Wetter. Es sei auch denkbar, dass der zunehmende Stress den 46-Jährigen dazu treibe, andere zu verletzen oder zu töten. Laut Polizei ist Michalski auf Medikamente angewiesen, Apotheken wurden gewarnt. Die Polizei hatte am Montag Michalski über Radiosender dazu aufgefordert, seine Flucht gewaltfrei zu beenden und sich zu stellen.

Nun warnt die Polizei Passanten davor, sich dem skrupellosen Verbrecher zu nähern. Der mittelgroße, hagere Mann mit Halbglatze und ungepflegtem "Zehntagebart" trage Jeans, Trekkingschuhe und eine dicke graue Jacke oder ein braunes Jackett.

Nach ZDF-Angaben hat sich der gefasste Ausbrecher Michael Heckhoff den Behörden als Vermittler angeboten. Dies habe der Anwalt des 50-Jährigen dem Sender bestätigt.

© sueddeutsche.de/dpa/abis/kat - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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