Atlético Tigre:Chip, Chip, hurra

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(Foto: Javier Garcia Martino/Imago)

Die Dauerkarten des Atlético Tigre gehen unter die Haut: Als erster Fußballklub der Welt bietet der Sportverein seinen Fans implantierte Mikrochips an.

Von Martin Zips

Als erster Sportverein der Welt bietet der argentinische Fußballclub Atlético Tigre seinen Fans ab sofort eine in die Haut implantierte Dauerkarte an. Dank des nur zwei Quadratzentimeter kleinen Mikrochips öffnet sich das Drehkreuz zur nächsten Partie dann wie von selbst. Das im Oberarm eingepflanzte Halbleiterplättchen soll Warteschlangen verkürzen, den Ticketverkauf revolutionieren und Hooligans aus dem Stadion verbannen. Ja, da jubelt die Fankurve.

Und so schreitet die Verschmelzung von Mensch und Maschine immer weiter voran. Noch hält der Mensch sein Smartphone in der Hand. Wann aber trägt er es in seiner Wange? Längst helfen ihm Gehirnimplantate dabei, lästige Gedächtnislücken zu schließen. Mikrochips lassen ihn sogar wieder hören oder sehen. Tolle Sache. Der Internet-Gigant Google entwickelt derzeit eine Hightech-Kontaktlinse für Diabetiker, die Zuckerwerte über die Tränenflüssigkeit misst. Das könnte auch für Club-Atlético-Tigre-Fans interessant sein. Einige Forscher würden am liebsten allen Menschen, egal ob sie nun Fußball mögen oder nicht, Sensoren in die Zähne dübeln, damit sie auch Jahrhunderte nach ihrer Erdbestattung noch eindeutig identifizierbar sind.

Wie lange mag es da noch dauern, bis wirklich alle Tigre-Fans, alle Kassenpatienten, Bankkunden, Autofahrer und Arbeitnehmer zum Schlucken von Schaltkreisen gezwungen werden? Versicherungen, Banken, Arbeitgeber und Machthaber dürften an den Daten hochinteressiert sein. Und haben sie erst mal dies und das auf der Festplatte, so lässt sich die Spreu ganz schnell vom Weizen scheiden. Alles zum Wohle der Menschheit natürlich! In Stockholm hat gerade ein Piercingstudio den Beschäftigten eines neuen Bürohauses die Implantation von Halbleitern angeboten, dank denen sich PCs morgens wie von selbst hochfahren. Die Arbeiter standen Schlange.

Die Frage ist: Was lässt sich der Mensch als Nächstes einführen?

Klar, wer schon mit Privatbildern auf Facebook kein Problem hat, der lässt sich auch schnell mal das Kantinenkärtchen ins Gesäß stecken. Nur keine Angst, denn so steht es schon in Friedrich Schillers Lied von der Glocke: "Der Meister kann die Form zerbrechen/Mit weiser Hand, zur rechten Zeit". Na also. Blöd nur, "wenn in Flammenbächen/Das glüh'nde Erz sich selbst befreit!"

Ezequiel Rocino, Chef von Tigre, ist jedenfalls nun erst einmal sehr glücklich über seine Idee mit der eingebauten Dauerkarte: "Wir wollten unbedingt die Ersten sein", sagt er. Andere Vereine werden sicher folgen. Und so schreitet die Verschmelzung von Mensch und Maschine immer weiter voran.

© SZ vom 28.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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