Anschlag in Brindisi:68-Jähriger gesteht Bombenattentat auf italienische Berufsschule

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Geständnis nach fünfstündigem Verhör: Ein Verdächtiger hat den Bombenanschlag auf eine Berufsschule im italienischen Brindisi vor knapp drei Wochen zugegeben. Auf seine Spur gebracht hat die Ermittler das Auto des 68-Jährigen - und sein Beruf.

Der tödliche Bombenanschlag auf eine Berufsschule in der apulischen Hafenstadt Brindisi im Mai war vermutlich der Racheakt eines 68-jährigen Mannes. Der Inhaber eines Kraftstoffdepots wurde festgenommen und hat die Tat gestanden, wie der Staatsanwalt Cataldo Motta heute bestätigte. "Diese Bombe habe ich allein gebaut", habe der Mann im Verhör eingeräumt, sich jedoch geweigert, ein Motiv für die Tat zu nennen.

Polizei vor dem Haus des Verdächtigen nahe Brindisi: Der 68-Jährige hat in der Nacht den Anschlag auf eine Schule gestanden. (Foto: AFP)

Der Mann habe die Tat fünf Stunden lang bestritten und erst in der Nacht ein Geständnis abgelegt. Er habe auch zugegeben, die drei mit einem Zünder ausgerüsteten Gasflaschen zur Explosion gebracht zu haben. Die Ermittler werfen ihm ein "Massaker mit terroristischem Ziel" vor - er habe ein Blutbad anrichten wollen. In den Verhören habe er erklärt, den Sprengstoff bewusst am Tag gezündet zu haben, weil "nachts niemand dort (an der Schule) ist", berichtete der Staatsanwalt.

Seine Opfer habe der 68-Jährige zufällig ausgewählt, das Motiv sei unklar, sagte Motta: "Er hat sehr vage, unglaubwürdige Gründe genannt. Er hat nichts wirklich erklärt. Er hat sich nicht gerechtfertigt." Das Verhör sei noch nicht zufriedenstellend gewesen, fügte Motta hinzu. Die Ermittlungen gingen mit Durchsuchungen im Treibstofflager des 68-Jährigen weiter.

Auto brachte Ermittler auf Spur des Verdächtigen

Der mutmaßliche Täter, ein verheirateter Vater zweier Töchter, der in Copertino nahe der Stadt Lecce wohnt, wurde gestern in Haft genommen. Ermittler spürten ihn anhand seines Autos auf, das kurz vor dem Anschlag in der Nähe der Schule von Überwachungskameras gefilmt worden war. Es gebe eine "offensichtliche Ähnlichkeit" zwischen dem Mann auf dem Überwachungsvideo und dem mutmaßlichen Täter, erläuterte Motta. Auch habe der 68-Jährige Zugang zu explosivem Material gehabt und erklärt, wie er vorgegangen sei.

Der Mann habe eigentlich einen Anschlag auf ein Gericht nahe der Schule verüben wollen, berichtete die Zeitung La Repubblica. Er soll sich als Opfer der italienischen Justiz gefühlt haben. Dabei sei es um einen Prozess wegen einer Benzinlieferung für mehr als 300.000 Euro gegangen.

Der Sprengsatz detonierte am 19. Mai vor der Berufsschule "Morvillo-Falcone". Die 16-jährige Mode-Schülerin Melissa wurde getötet, fünf Schülerinnen wurden schwerer verletzt. Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigten einen Mann, der einen aus Gaskartuschen konstruierten Sprengsatz an einem Müllcontainer direkt vor der Schule plazierte.

Zunächst war spekuliert worden, dass die apulische Mafia oder italienische Anarchisten den Sprengsatz gezündet haben könnten, denn die Schule ist nach dem Mafia-Jäger Giovanni Falcone und seiner Frau Francesca Morvillo benannt. Beide wurden vor 20 Jahren ermordet.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/sebi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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