Amsterdamer Flughafen:Sehr wertvoller Hinweis auf eine Sicherheitslücke

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Holland hat ein neues Politikum: Nach dem Raub von Diamanten für 76 Millionen Euro gilt der Amsterdamer Flughafen Schiphol als Sicherheitsrisiko.

Von Siggi Weidemann

Es war ein Schock gewesen, als geräuschlos und bisher ebenso spurlos vor etwa drei Wochen auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol Diamanten und Schmuck im Wert von schätzungsweise 76 Millionen Euro verschwanden.

Niederländisches Polizeifahrzeug vor dem Amsterdamer Flughafen. Schiphol macht immer wieder negative Schlagzeilen. (Foto: Foto: AP)

Am Donnerstag haben die Flughafen-Mitarbeiter nun Flugblätter verteilt, man sucht Zeugen, die irgend etwas beobachtet haben könnten. Es hatte keine Schießerei, keine Geiseln, keine wilde Verfolgungsjagd gegeben.

Beim bisher größten Diamantendiebstahl in den Niederlanden konnten die Räuber das angeblich so gut abgesicherte Flughafengelände im zuvor geklauten blauen KLM-Fahrzeug ungehindert verlassen.

Bravourstück

Noch immer kann es niemand fassen, wie die Gangster ihr Bravourstück zustande gebracht haben. Niemand hat eine Erklärung dafür, schon gar nicht die Verantwortlichen, dass das angeblich so engmaschige Sicherheitsnetz nichts getaugt hat.

Wächter sind an den Zugängen postiert, es gibt die neuesten Alarmanlagen und Videokameras. Dutzende Flughafen-Angestellte waren zugegen gewesen.

Der Diamantenraub war Anlass für das Parlament, von den verantwortlichen Ministern Stellungnahmen einzufordern. Das ist nicht so einfach, denn vier Ministerien - Inneres, Verteidigung, Integration und Justiz - sind für den Flughafen zuständig.

Gefahr durch Terroristen

Wenn es für Kriminelle so einfach sei, aus einem stark gesicherten Teil des Flughafens Diamanten zu klauen, wie leicht müsse es dann für Terroristen sein, die über noch raffiniertere Methoden verfügen, eine Bombe an Bord schmuggeln zu können, fragte die oppositionelle Arbeiterpartei.

Die regierenden Rechtsliberalen meinten, dass es hier nicht nur um die nationale Sicherheit gehe, sondern auch ums Image. Auch Piet Hein Donner, der christdemokratische Justizminister, machte im Parlament aus seinem Herzen keine Mördergrube und versprach, wieder einmal, eine Verstärkung der Polizei.

Schmuggel, Diebstahl und Missbrauch

Schiphol, als internationaler Transitflughafen bekannt - 2004 waren es rund 42,5 Millionen Passagiere -, gerät immer wieder in die negativen Schlagzeilen: Meist geht es um Drogen- und Menschenschmuggel, Kofferdiebstahl und Ausweismissbrauch

Die Gepäckabfertigung gilt als "schwarzes Loch", weil hier mehr verschwindet oder unpünktlich ankommt als auf anderen internationalen Flughäfen.

Im Amsterdamer Auktionshaus "De Eland" finden Versteigerungen von Fluggepäck statt. Die Luftfahrtorganisation AEA hatte KLM 2004 zur am schlechtesten funktionierenden europäischen Airline auf dem Gebiet "Zusammenreisen von Passagier und Gepäck" ausgerufen. "Der Schaden an unserer Reputation ist groß," räumte KLM-Chef Leo van Wijk ein.

Ein großes Problem ist die Kontrolle der Mitarbeiter, denn "Kriminelle haben freien Zugang zu Schiphol" stellt die Tageszeitung NRC Handelsblad fest und schreibt: "Ladungen von Drogen kommen unbemerkt an, und Illegale werden durch keine Kontrollen belästigt.

Lukrative Angebote

Mitarbeiter mit den begehrten Zugangspässen, vom Kellner bis zum Manager, erhalten oft lukrative Angebote von kriminellen Organisationen, damit sie geschmuggelte Menschen und Drogen durch die Kontrollposten begleiten."

Die gestohlenen Diamanten waren in Kartons verpackt und auf zehn Postsäcke verteilt. Der Transport, der nicht extra gesichert gewesen war, war für Antwerpen, das europäische Diamantenzentrum, bestimmt.

Nach Angaben der Militärpolizei benutzten die drei oder vier Täter ein blaues KLM-Auto, das im Sicherheitsbereich parkte. Der Fahrer soll in der Kantine gewesen sein. Etwa eine Stunde hatten die Täter abgewartet, bis der günstige Moment da war. Sie überwältigten die KLM-Mitarbeiter und konnten die Sperrzone ungehindert verlassen.

Ein Sprecher der Amsterdamer Diamantenbörse sagte, die in Schiphol gestohlenen Steine würden sicherlich nie wieder gefunden werden, trotz aller ethischen Regeln, die die Händler untereinander vereinbart haben.

Kostbare Stücke blieben verschwunden

Beleg seiner These ist, dass selbst so seltene und kostbare Stücke verschwunden blieben, wie die Teile des portugiesischen Staatsschatzes, die vor drei Jahren aus einem Den Haager Museum gestohlen wurden. Der Raub wurde nicht geklärt, und die Sonderkommission ist inzwischen aufgelöst.

© SZ vom 18.03.05 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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