Advent:Licht besticht

Von Moskau bis Costa Rica feiert die Welt mit elektrischen Lichterketten und LED-Displays ihren Sieg über die Dunkelheit. Ach, wenn es mit der Erleuchtung doch nur so einfach wäre.

Von Martin Zips

Noch nie war so viel Licht wie heute. Nicht allein beim 23. Lichterfest in Costa Rica oder bei der "21. Berlin Christmas Biketour". Auch in Damaskus und Moskau strahlt und leuchtet es. Nun ist Licht, so würde man heute sagen, ein "Top-Thema" der bereits seit Jahrtausenden im Dunkeln umherirrenden Menschheit. Licht, das war lange Zeit vor allem Sonne und Mond, Blitz und Feuer, Helligkeit und Wärme. Da und dort vielleicht sogar Erkenntnis. Heute findet sich Licht in jedem Handy. Smombies, Smartphone-Zombies, so nennt man Menschen, deren Gesicht einen nach Einbruch der Dunkelheit in fahlem Apple- oder Samsung-Weiß an der Bushaltestelle erschrickt. Doch wo gibt es schon noch vollkommene Dunkelheit in einer Welt, die nichts anderes ist als eine leuchtende Bühne? (Jeder, der beispielsweise noch die erbarmungslose Dunkelheit leuchtreklamefreier DDR-Städte persönlich kennenlernen durfte, weiß das zu schätzen.) Licht besticht. An jedem Kaufhaus, in jedem Fenster, an jedem Glühweinstand. Wer wünscht sich da bitte noch Kerze, Lampe und Fackel zurück? Doch Vorsicht. Auch die größten Leuchten sind manchmal nichts anderes als das hier: depperte Funzeln.

© SZ vom 17.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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