300 Fahrgäste saßen fest:Alle reden vom Wetter. Die Bahn auch.

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Zwei Stunden lang saßen 300 Fahrgäste in einem ICE fest. Erst hieß es, die Bremsen seien eingefroren. Jetzt stellt sich heraus: Der Lokführer ging dem Bordcomputer auf den Leim.

Ein ICE musste am Mittwochabend auf dem Weg von Berlin nach Hannover einen Zwangsstopp einlegen - so viel steht fest. Zwei Stunden lang saßen die 300 Fahrgäste im Zug fest. Immerhin: Der Zug wurde durch die Oberleitung mit Strom versorgt - und konnte so beheizt werden.

Kämpft mit Kälte und einem Bordcomputer: die Bahn. (Foto: Foto: dpa)

Der Lokführer habe den Zug nach einem Hinweis des Bordcomputers kurz vor Immensen nahe Lehrte (Region Hannover) auf freier Strecke gestoppt, sagte ein Bahnsprecher.

Zunächst habe der Lokführer dann versucht, das Problem über eine eigens für solche Fälle eingerichtete Hotline und per Computer zu lösen. Als das nicht gelang, sei er ausgestiegen. Er habe alle Bremsen des ICE einzeln von Hand überprüfen und lösen müssen.

Nachdem alle Bremsen gelöst waren, fuhr der ICE mit geringer Geschwindigkeit in den Bahnhof Immensen. Dort wurden die Fahrgäste von den Zugbegleitern aus den Waggons und in einen nachfolgenden ICE aus Berlin geleitet. Mit ihm konnten sie ihre Fahrt nach Hannover fortsetzen, sagte ein Bahn-Sprecher.

Jetzt teilt die Bahn mit: Ein Einfrieren der Bremsen ist technisch gar nicht möglich. Stattdessen habe es offenbar ein elektronisches Problem im ICE-Bordcomputer gegeben. Der Computer habe angezeigt, dass die Bremsen nicht einwandfrei funktionieren.

Tatsächlich habe der Lokführer aber auf freier Strecke normal bremsen können. Auch bei einer ersten Überprüfung durch den Lokführer selbst seien keine Störungen aufgefallen. Zunächst hatte es geheißen, die Bremsen seien festgefroren.

Frostloch bei minus 34,6 Grad

Die Polarkälte hat am Donnerstagmorgen die Tiefsttemperatur in Deutschland erneut absacken lassen. Das Frostloch lag in den bayerischen Alpen. Der Wetterdienst Meteomedia hat am Funtensee um 8 Uhr minus 33,4 Grad gemessen, zwei Stunden später, um 10 Uhr, sogar minus 34,6 Grad. Sternenklarer Himmel, trockene Luft und nahezu Windstille führten auf einer fast geschlossenen Schneedecke zu dem Temperatursturz.

Weihnachten 2001 wurde dort mit minus 45,9 Grad Celsius die tiefste Temperatur in Deutschland gemessen. Der zweitkälteste Wert in dieser Nacht lag in Mähring im Oberpfälzer Wald. Dort waren es minus 20,6 Grad. Bereits am Mittwoch war es vielerorts mit Temperaturen bis unter 20 Grad so kalt wie selten zuvor in den vergangenen Jahrzehnten.

Auch in anderen europäischen Ländern war es bitterkalt. In Brüssel wurden mit minus 21 Grad die niedrigsten Temperaturen seit zehn Jahren gemeldet. In der französischen Mittelmeer-Metropole Marseille sorgten heftige Schneefälle für einen Tag im Ausnahmezustand. Der Verkehr in der Region brach teilweise zusammen, der Flughafen musste seinen Betrieb einstellen, weil die Pisten nicht vom Schnee geräumt werden konnten.

Lange Wartezeiten auch an den norditalienischen Flughäfen Mailand, Bergamo und Turin: Sie mussten stundenlang geschlossen bleiben, zahlreiche Flüge wurden gestrichen, wie italienische Medien berichteten. Die Staatliche Eisenbahn kündigte eingeschränkten Zugverkehr und eine Verlangsamung der Schnellzüge an. Seit November wurden in Italien 190 Stunden Schneefall registriert - weit mehr als die 30 Stunden im Gesamtjahr 2007.

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