Prozess nach Aurora-Attentat:Holmes wegen mehrfachen Mordes angeklagt

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James Holmes' Tat erscheint sorgsam geplant und über Monate hinweg vorbereitet: Nun muss sich der mutmaßliche Attentäter von Aurora, der bei einer Batman-Premiere zwölf Menschen getötet haben soll, wegen mehrfachen Mordes verantworten.

James Holmes muss sich wegen mehrfachen Mordes verantworten. Er habe bösartig und "mit extremer Gleichgültigkeit" gehandelt, hieß es in der Anklageschrift. Die Staatsanwaltschaft im US-Bundesstaat Colorado legte dem 24-Jährigen insgesamt 142 Anklagepunkte zur Last, darunter Mord, versuchter Mord und Sprengstoffbesitz.

Die Staatsanwaltschaft erklärte, sie wolle noch prüfen, ob sie die Todesstrafe fordert. Diese muss in Colorado innerhalb von 60 Tagen nach der Anklageerhebung beantragt werden. Sie wird allerdings in diesem Bundesstaat äußerst selten verhängt. Seit ihrer Wiedereinführung in den Siebziger Jahren wurde dort ein Straftäter hingerichtet.

Im Zentrum des Verfahrens dürfte unterdessen die Frage stehen, ob der ehemalige Student überhaupt zurechnungsfähig ist. Bereits Holmes' erstes Erscheinen vor dem Gericht hatte Spekulationen über seinen mentalen Zustand entfacht: Der Ex-Student der Neurowissenschaft hatte seine Haare grellrot gefärbt und machte einen müden, abwesenden Eindruck. Er sagte kein einziges Wort und ließ seinen Pflichtverteidiger sprechen. Diesmal waren keine Kameras im Gerichtssaal erlaubt, der 24-Jährige soll erneut verwirrt gewirkt haben.

Nach Einschätzung des an der Universität Denver lehrenden Juristen Sam Kamin dürfte ein Plädoyer auf Unzurechnungsfähigkeit schwierig werden. Schließlich gebe es deutliche Beweise dafür, dass die Tat vorbereitet worden sei. Er habe über Monate hinweg Waffen und Munition gesammelt. "Worüber wir aber nichts wissen, und davon wird das Verfahren abhängen, ist sein Geisteszustand", sagte Kamin.

US-Medien hatten berichtet, dass Holmes in psychiatrischer Behandlung gewesen sei. Auch soll er Schreiben mit angeblichen Mordplänen und Gewaltfantasien an eine Psychiaterin der Universität geschickt haben. Diese angeblich existierenden Dokumente könnten Anlass zu einer juristischen Kontroverse geben: Die Anwälte machten geltend, es handele sich um vertrauliche Dokumente. Die Veröffentlichung gefährde einen fairen Prozess.

Der 24-Jährige soll kurz nach Mitternacht am 20. Juli bei einer Premierenvorstellung des neuen "Batman"-Films in Aurora nahe Denver wahllos ins Publikum geschossen haben. Dabei wurden zwölf Menschen getötet und 58 weitere verletzt. Außerdem hatte er nach Angaben der Polizei in seiner Wohnung Sprengfallen aufgestellt, die ebenfalls Menschen töten sollten. Die Polizei hatte den ehemaligen Studenten kurz nach der Tat auf dem Parkplatz des Kinos gefasst.

Bis zum Beginn der Hauptverhandlung könnte es nach Ansicht von Staatsanwältin Carol Chambers bis zu einem Jahr dauern. Es sei sehr umfangreiches Beweismaterial zu prüfen.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/dapd/soli - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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