Philippinen:Das Organ als Handelsware

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Für viele arme Familien auf den Philippinen gibt es nur einen Ausweg: den Verkauf von Organen an vermögende Ausländer. Nun will die Regierung den Handel stoppen.

Jürgen Schmieder

Die Philippinen sind ein attraktives Urlaubsland. Es gibt traumhafte Buchten, weiße Sandstrände, blaues Meer. Man kann in Vulkane klettern, auf unbewohnten Inseln eine Nacht verbringen oder nach Korallen tauchen. Es gibt aber einen weiteren Grund, warum viele Ausländer den Inselstaat Jahr für Jahr besuchen: günstige Organtransplantationen. Ein offizielle Regierungsstudie besagt, dass 50 Prozent aller Empfänger im Jahr 2007 Ausländer waren.

Ein philippinischer Junge zeigt die Narbe einer Organtransplantation. (Foto: Foto: rtr)

Aus diesem Grund hat die philippinische Regierung nun ein Gesetz beschlossen, das den Verkauf von Organen komplett verbietet und eine Quote für Transplantationen eingeführt. Nur zehn Prozent aller gespendeten Organe dürfen an ausländische Rezipienten weitergegeben werden. "Die philippinische Regierung hat eine moralische und ethische Verpflichtung, Philippinos zu beschützen. Vor allem arme Menschen müssen vor dem unerlaubten Verkauf von Organen geschützt werden", sagte Gesundheitsminister Francisco Duque auf einer Pressekonferenz.

Zwischen 1440 und 2469 US-Dollar

Während in anderen Ländern wie Pakistan und Kolumbien der illegale Organhandel durch harte Gesetze schrittweise eingedämmt worden ist, hat sich auf den Philippinen vor allem in der Hauptstadt Manila ein blühender Schwarzmarkt für Organe entwickelt.

Der Inselstaat ist eines der ärmsten Länder der Welt. Für viele Familien ist der einzige Weg zu überleben, eine Niere für ein paar Tausend US-Dollar verkaufen. Eine Studie der University of the Philippines fand heraus, dass allein in einem der ärmsten Wohnviertel mehr als 3000 Menschen eine ihrer Nieren verkauft haben. Der Preis lag zwischen 1440 und 2469 US-Dollar. "Aufgrund der Armut sehen viele Menschen ihre Organe als Gebrauchsgegenstand", heißt es in der Studie. Selbst Kinder wären bereit, für das Wohl der Familie ein Organ an einen ausländischen Rezipienten zu verkaufen.

Eine Organspende jedoch birgt Risiken. In den vergangenen Wochen gab es immer wieder Medienberichte über Spender, die kurz nach der Operation wegen Komplikationen gestorben waren. Die philippinische Polizei fand bei Razzien zahlreiche provisorischen Operationssäle, in denen unter unhygienischen Bedingungen Organtransplantationen durchgeführt wurden. Ob eine staatliche Quote allerdings den Schwarzhandel unterbindet, ist mehr als fraglich.

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