Zwei Monate nach Eröffnung:Beratungsangebot für Tagelöhner sehr gefragt

Lesezeit: 1 min

Von Thomas Anlauf

Mehr als 50 Männer und Frauen sitzen oder stehen in den hellen Räumen, sie diskutieren leise oder genießen einfach das Frühstück, das ihnen Mahir Zeytinoglu spendiert hat. Der Betreiber des Hotels Goethe im Bahnhofsviertel ist sozusagen direkter Nachbar der Arbeiter, die meist an der Ecke zur Landwehrstraße jeden Tag auf einen Job hoffen. Hier, in den von der Stadt angemieteten Räumen, können sich die Männer und Frauen nun seit zwei Monaten tagsüber aufhalten, sich aufwärmen, einen Kaffee trinken und vor allem die Beratungsangebote nutzen. "Die Deutschkurse sind ausgebucht", sagt Savas Tetik und lacht. Der Sozialarbeiter der Arbeiterwohlfahrt setzt sich seit vielen Jahren für die meist aus Bulgarien stammenden Tagelöhner ein. Er und seine Kollegen helfen ihnen beim Schreiben eines Lebenslaufs, bei Behördenproblemen oder wenn es ihnen gesundheitlich schlecht geht. Vor allem aber bemühen sich die Streetworker, für die meist männlichen Tagelöhner legale und fair bezahlte Arbeit zu finden. Denn meist schuften sie für einen Hungerlohn auf dem Schwarzmarkt.

Das Angebot in den Räumen an der Sonnenstraße wird mittlerweile so gut angenommen, dass die Arbeit für Tetik und seine Kollegen "deutlich mehr" geworden ist. Denn nicht nur unter den Leuten von der Landwehrstraße hat sich das Beratungscafé herumgesprochen, mittlerweile kommen auch einige rumänische Arbeiter vorbei, die bislang an anderen Orten als dem Bahnhofsviertel nach Jobs suchten. "Wir bräuchten eigentlich jetzt schon mehr Mitarbeiter", sagt Tetik. Vor allem solche, die rumänisch sprechen. Mit den bulgarischen Mitarbeitern kann sich Tetik meist auch auf Türkisch unterhalten.

Auch Hotelier Zeytinoglu freut sich über das neue Beratungscafé. Die Situation an der Landwehrstraße sei zwar "nicht hundertprozentig besser geworden", aber ein Fortschritt sei bereits zu erkennen. Die vielen Arbeitssuchenden auf der Straße hätten bereits seinem Geschäft geschadet, er habe wegen der herumstehenden Menschen in der Nähe seines Hotels inzwischen schon weniger Gäste.

Der Hotelier wünscht sich deshalb, dass die Räume an der Sonnenstraße auch an den Wochenenden geöffnet werden. Denn dann stehen die Arbeiter wieder den ganzen Tag an der Straßenkreuzung, weil sie keinen Ort haben, an dem sie sich sonst treffen können.

© SZ vom 16.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: