Werner Lorant: Zwangsräumung:Ende der Nachspielzeit

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Ex-Löwen-Trainer Werner Lorant geht es ähnlich wie dem TSV 1860: Beide sind finanziell am Ende. Per Zwangsräumung musste er nun seine Luxusvilla verlassen - und sucht vorübergehend Zuflucht in einem Hotel.

Florian Tempel

Wie geht es weiter? "Das weiß ich auch nicht", sagt Werner Lorant am Tag, nachdem der Gerichtsvollzieher gekommen ist. Mit Möbelpackern, die sein Haus in Oberdorfen leergeräumt haben, und einem Schlosser, der die Türschlösser ausgewechselt hat. "Ich muss da jetzt durch", sagt der 62-Jährige, der eigentlich an diesem Tag gar keine Lust hat, mit der Presse zu sprechen. Er tut es aber doch und sagt, was man vom letzten Erfolgstrainer des wie er finanziell ruinierten TSV 1860 München erwartet. Er werde trotz aller Widrigkeiten nicht aufgeben. "Ich bin ein Kämpfer, ich bin keiner, der den Kopf in den Sand steckt."

Acht Zimmer, zwei Wintergärten, zwei Terrassen, zwei Kachelöfen, ein Sauna- und Wellnessbereich im Keller, drei Garagen: Aus diesem Luxushaus musste Ex-Löwen-Trainer Werner Lorant nun ausziehen. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Eine Zwangsräumung ist eine definitive Niederlage. Es gibt keine Verlängerung mehr. Wie bei der Zwangsversteigerung im vergangenen Jahr, als Lorant zweimal einige Wochen Aufschub bekam, bevor der Hammer endgültig fiel. Auch die Nachspielzeit, die der neue Eigentümer, der Dorfener Immobilienunternehmer Georg Scharl, dem arbeitslosen Fußballtrainer eingeräumt hatte, ist zu Ende.

"Mir wäre es am liebsten gewesen, die Familie Lorant hätte das Haus von uns zurückgekauft", beteuert Scharl. Ihm ging es, als er im November 2010 die Immobilie ersteigerte, vor allem um ein dazugehöriges Grundstück, 15.000 Quadratmeter Bauerwartungsland. 600.000 Euro hat Scharl bezahlt. Für 599.000 Euro ist Lorants ehemaliges Daheim nun bei einem Dorfener Makler als "Rarität! Repräsentatives Anwesen mit vielen Extras in herrlicher Ortsrandlage" ausgeschrieben: Acht Zimmer, zwei Wintergärten, zwei Terrassen, zwei Kachelöfen, ein Sauna- und Wellnessbereich im Keller, drei Garagen. Ein "Wohlfühlhaus, das keine Wünsche offen lässt".

Überraschend kam die Zwangsräumung nicht. Gerichtsvollzieher Ralf Wagner hatte Lorant den 2. Mai schon Wochen vorher mitgeteilt. "Bis zum Termin besteht natürlich die Möglichkeit, selbst auszuziehen, aber wenn keine Mitteilung kommt, kommen eben wir." Lorant hat mit seiner Frau Doris und Timo, dem jüngeren seiner zwei Söhne, der kurz vor dem Abitur steht, jedoch bis zuletzt ganz normal in dem Haus gewohnt. Sie hatten nichts schon mal woanders hingebracht.

Am Montagnachmittag war dann alles in einem großen gelben Umzugslaster verstaut. Die Möbel und der Hausrat werden bei einer Spedition eingelagert. Nur Lorants Koi-Karpfen schwimmen noch im Gartenteich. Um die Fische muss sich Gerichtsvollzieher Wagner noch kümmern: "Es gibt da verschiedene Möglichkeiten, die zu verwerten."

Lorant ist in Dorfen geblieben. "Warum auch nicht, ist doch schön hier." Er hat in einem Hotel eine kleine Suite bezogen. Inklusive ökologischem Frühstücksbuffet kostet sie 68 Euro pro Nacht. Er hat im Voraus bezahlt und versprochen, in seinem Zimmer nicht zu rauchen. Für ein paar Tage muss das gehen. Er ist ja auch nur Gast.

© SZ vom 04.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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