Zum Tod von Monti Lüftner:Der mit den Stars tanzte

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Als Musikmanager machte er Stars und war das fröhliche Gesicht der Münchner Party-Gesellschaft. Nun ist "Monti" Lüftner bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen.

Hans-Jürgen Jakobs

Der Name "Ariola" sagt jungen Leuten nicht mehr viel - und doch war diese Firma einst Synonym für erfolgreiche deutsche Schlagermusik, für Stars wie Mireille Mathieu, Peter Alexander, Udo Jürgens oder Heintje. Und es gab einen "Mister Ariola", einen Manager, dem kein Gag zu schrill war, um seine Künstler in die Schlagzeilen zu bringen und die eigenen Umsätze in die Höhe.

Die Sängerin Mireille Mathieu und Ariola-Gründer Monti Lüftner scherzen bei einer Feier anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Plattenlabels. (Foto: Foto: dpa)

Das wahre Gesicht des deutschen Schlagers der sechziger Jahre war der Österreicher Egmont Lüftner, den sie alle nur "Monti" nannten. Er war auf allen Bühnen, in allen Studios, in allen Agentenbüros der Welt in Sachen Musik unterwegs und stieg selbst zum Global Player des Gewerbes auf.

Das war die Karriere des einstigen Vertreters, der für den Gütersloher Bertelsmann-Konzern Abos für Buchclubs unter die Leute brachte. Lüftner wusste aber schnell, dass Drückerkolonnen für die Zukunft eines Medienhauses nicht ausreichen und überzeugte den Eigentümer Reinhard Mohn, ins Schallplattengeschäft einzusteigen.

So kam es vor fast 51 Jahren zu Ariola und zur späteren Bertelsmann Music Group (BMG), die inzwischen an Sony verkauft wurde - auch das ein Zeichen für den dramatischen Wandel der Branche. Lüftner blieb Mohn und dessen Frau Elisabeth trotz dieser Entwicklung eng verbunden. Bertelsmann, das war sein Berufsleben, hier hatte er mitgeholfen, in den USA Fuß zu fassen und zusammen mit dem legendären Clive Davis Talente wie Whitney Houston zu entdecken. "Monti" ließ die damals unbekannte Sängerin in einer Münchner Diskothek - erfolgreich - Probe singen.

Forever-Young mit eigenem Tennisturnier

Nach dem Rückzug als operativer Manager wurde Lüftner zum fröhlichen Gesicht der Münchner Party-Gesellschaft. In ihm und um ihn herum lebte das "Kir-Royal"-Forever-Young-Gefühl der achtziger Jahre weiter - und mit einem eigenen Tennisturnier für Prominente und Freunde schuf er sich das passende Ereignis. Natürlich hieß es "Monti"-Cup.

Als nächster Turniertermin war der 21. Mai angesetzt - am Wörthersee, wo Lüftner ein Haus hatte und ein Boot, auf dem er schaukelnd die Nachrichten von einer sich immer schneller drehenden Medien- und Musikwelt vernahm. Der langjährige Bertelsmann-Vorstand nahm es mit Humor, ging weiter auf Feste und war doch sensibel genug, ernste Themen zu erkennen und zu diskutieren.

Lüftner war längst nicht so oberflächlich, wie es die vielen Bilder aus den Klatschspalten der bunten Blätter suggerieren. Andererseits hatte er nichts dagegen, vom Boulevard geliebt zu werden. Ohne diese Liebe hätte ihm etwas gefehlt. Auch dass ein Streit mit seiner heute 16-jährigen Tochter genüsslich ausgeschlachtet wurde, gehörte dazu.

Ein Künstler im Münchner Prominenten-Zirkus

"Monti" Lüftner war der Mann, der mit Größen wie Tina Turner, Bob Marley oder Stevie Wonder eng befreundet war. Er war ein Österreicher in München und - sehr gelegentlich - in Gütersloh, der dem Land internationales Flair brachte. Mit der Formel "Melodie und Strategie" eroberte er die Musikwelt: "Melodie" war sein Part, "Strategie" jener der Bertelsmann-Kaufleute. "Monti" wirkte dabei selbst wie ein Künstler. Das machte ihn auch im Münchner Prominenten-Zirkus so ungewöhnlich.

Zuletzt arbeitete der erfahrene Medienkenner, der so viele Anekdoten zu erzählen hatte, an seiner Autobiographie. Unmöglich, ihn nicht faszinierend zu finden. Unvorstellbar aber, das der Mann der Stars und des Glamours an einem Ort starb, an dem die Bürger ihren Sondermüll entsorgen.

Am Donnerstagnachmittag ist Egmont "Monti" Lüftner bei einem tragischen Unglück auf dem Wertstoffhof in Garching bei München ums Leben gekommen. Er wurde von einem Lkw überrollt. Der einstige Musikchef wurde 77 Jahre alt.

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Er machte Udo Jürgens und Peter Alexander in Deutschland berühmt. Nun ist der Münchner Musikmanager Monti Lüftner tragisch verstorben.

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