Zum ersten Geburtstag:Eine Herzensangelegenheit

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Auf der Intensivstation feierte die Mutter Ekatherina P. den ersten Geburtstag ihres Sohnes Maxim. (Foto: Deutsches Herzzentrum)

Mit einer gewagten Operation retten Ärzte Maxims Leben

Von Stephan Handel, München

So groß wie eine Walnuss ist Maxims Herz, die Gefäße, die es mit Blut versorgen, haben nicht einmal einen Millimeter Durchmesser, ihre Wände sind so dünn wie ein Blatt Papier. Eine Operation am offenen Babyherzen - verglichen damit ist die Arbeit eines Uhrmachers eine recht grobmotorische Angelegenheit. Die Operation war allerdings Maxims einzige und letzte Chance. Der russische Bub aus einer kleinen Stadt nahe Moskau war mit einem angeborenen Herzfehler zur Welt gekommen. Nachdem ihm Ärzte in seiner Heimat nicht hatten helfen können, sie durch den Versuch einer Operation die Lage des Kindes sogar noch verschlechtert hatten, wagten Rüdiger Lange und sein Team am Herzzentrum in der Lazarettstraße einen bei Kleinkindern äußerst seltenen Eingriff: Ein Bypass rettete Maxims Leben.

Eine Ader am Herzen des Buben war durch eine Laune der Natur sozusagen falsch angeschlossen. Anstatt den Herzmuskel mit frischem, sauerstoffreichem Blut aus der Hauptschlagader zu versorgen, entsprang sie der Lungenarterie, in der verbrauchtes Blut fließt. Die dadurch entstehende Unterversorgung des Muskels führte bei Maxim im Alter von drei Monaten zu einem schweren Herzinfarkt - er überlebte nur, weil sein Vater ihn zehn Minuten lang reanimierte. Bei der anschließenden Notoperation wandten die russischen Ärzte allerdings eine Methode an, die, so sagen die Spezialisten am Herzzentrum, seit 30 Jahren nicht mehr dem Stand der Wissenschaft entspricht. Deswegen half sie auch nichts - und machte nun, anstatt der ansonsten üblichen Technik, die schwierige Bypass-Operation notwendig, die bislang weltweit nur wenige Male praktiziert wurde.

Sechs Stunden lang dauerte der Eingriff, danach wurde Maxim zehn Tage im künstlichen Koma gehalten, damit sein geschwächtes Herz sich erholen konnte. Das hat geklappt, und vor vier Tagen konnte Ekatherina P., die Mutter, Luftballons ans Bett ihres Sohnes hängen, zu seinem ersten Geburtstag. Wenn alles weiter so gut geht, können sie und das Kleinkind in zwei Wochen in die Heimat zurückkehren - und Maxim wird aufwachsen wie ein ganz normaler Junge.

© SZ vom 23.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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