Zugunglück Aichach:Auffällige Technik-Defizite

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Investiert die Bahn nicht in fremdgenutzte Strecken?

" Menschliches Versagen führt zu Zugunglück" vom 9./10. Mai und " Forderung nach moderner Technik" vom 11. Mai über die Diskussion nach dem Zugunglück von Aichach, ob die Bahn mit ausreichender Sicherheitstechnik ausgestattet ist:

Nach Bad Aibling nun Aichach - und wieder mal soll der Fahrdienstleiter auf einer eingleisigen bayerischen Bahnstrecke Schuld am Tod von Fahrgästen respektive Lokführer sein. Und wieder mal wäre es nicht passiert, wenn diese Bahnstrecke nach zeitgemäßen Stellwerkstechniken gesichert wäre. Woran liegt's bei diesen Unglücken? Diese Frage muss doch endlich gestellt werden.

Liegt es eventuell daran, dass die "DB Netz AG" die Sicherheit auf denjenigen Bahnstrecken nicht auf den neuesten Stand bringt, schleifen lässt, weil auf diesen Strecken - hier Bad Aibling und dort Aichach - nur private Nahverkehrsbahnen verkehren, also die roten DB-Triebwägen aus dem Feld geschlagen wurden?

Auffällig ist doch auch, dass auf den Strecken, auf denen die DB Regio durch Privatbahnen ersetzt wurde, sich die Bahnhöfe - durch die "DB Station & Service" verantwortet - in einem eher maroden Zustand befinden. Diese Ansicht drängt sich jedenfalls auf, wenn man übers bayerische Nahverkehrs-Schienennetz fährt. Nur mit einer gehörigen Portion Sarkasmus und Selbstironie kann man diese häufig heruntergekommenen Bahnhöfe als "Inszenierung eines verwunschenen Werks der Ruinen-Romantik" und die verunkrauteten Bahnsteige als "ökologisch besonders wertvoll" bezeichnen.

Fairerweise sollte man aber auch fragen, warum sollten "DB Netz" und "DB Station & Service" sich für diese Strecken ein Bein ausreißen, sie in einen Top-Zustand versetzten - warum für die ungeliebte private Konkurrenz (also für: ausländische Staats-Bahnunternehmen)? Hier wäre endlich mal die Bayerische Eisenbahngesellsacht (BEG), der Besteller und Bezahler von bayerischen Leistungen des Öffentlichen Personnennahverkehrs gefragt. Wer zahlt, schafft an! Aber die BEG erweist sich auch hier eher als zahnloser Tiger gegenüber der DB. Jammerschade für uns Fahrgäste!

Wie wäre es denn mit einem Vergleich, natürlich nicht durch BEG oder DB erstellt, sondern durch unabhängige Fachleute vom Fahrgastverband ProBahn und Verkehrsclub Deutschland (VCD): Ein Vergleich, wie es um die Sicherheitstechnik und den Unterhalt der Bahnhöfe und Bahnsteige auf bayerischen Nahverkehrsstrecken steht - unterschieden danach, ob DB Regio oder Privatbahnen darauf fahren? Das wäre doch endlich mal kundenfreundliche Transparenz für uns bayerische Fahrgäste! Heinbert Janze, München

© SZ vom 14.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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