Zerrissenes Land:Einsatz statt Vorteile

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Der Geschäftsfrau Christa Brigitte Güntermann dient ihr Büro am Promenadeplatz auch als Konsulat. (Foto: Stephan Rumpf)

Christa Brigitte Güntermann engagiert sich für El Salvador

Von Günther Knoll

Rund 2000 Bürger des zentralamerikanischen Landes El Salvador vertritt Christa Brigitte Güntermann in Bayern und Sachsen. Zum Glück sei von denen noch keiner "eingesessen", denn sich darum zu kümmern, auch das wäre Aufgabe eines Honorarkonsuls, sagt die Münchner Immobilieninvestorin. "Honorargeneralkonsulin", wie sie präzisiert. Ein Titel, den man bekomme "wenn man sich bewährt", erläutert Güntermann, die sich vielfältig ehrenamtlich engagiert. Unter anderem als Handelsrichterin, und über dieses Amt sei sie vor 15 Jahren auch zu dem diplomatischen Dienst ehrenhalber gekommen. Sie sei von damaligen Regierungsvertretern gefragt worden, ob sie nicht die Vertretung in München übernehmen wolle, und habe zugesagt.

"Ich habe das nie bereut, denn diese Aufgabe ist für mich eine Ehre, weil ich mich mit den Menschen dort identifizieren kann." Nach langen Jahren des Bürgerkriegs herrsche immer noch viel Armut in diesem Land, doch die Einwohner seien bereit, etwas zu leisten, und dafür lohne sich auch der Einsatz, sagt die Geschäftsfrau. Sie ist auch Stifterin eines Vereins, der sich für Kinder und junge Menschen in El Salvador engagiert. Mit "El Sa Care" unterstützt sie unter anderem ein Krankenhaus in Santa Ana, indem sie neue Geräte vor allem für den kindermedizinischen Bereich anschafft.

Der kleine mittelamerikanische Staat an der Pazifikküste lebt vor allem vom Exportgut Kaffee. Immer wieder beschäftigt sich auch Christa Brigitte Güntermann in ihren Gesprächen über Wirtschaft und Politik deshalb mit "Kaffee-Fragen". Sie begleitet Wirtschaftsdelegationen nach Mittelamerika oder versucht bei der bayerischen Staatsregierung, Interesse für El Salvador zu wecken. "Es geht nicht um Feste und Einladungen", versucht sie das Bild zurechtzurücken, das sich die Öffentlichkeit von Honorarkonsuln mache. Es gehe auch nicht um irgendwelche Vorteile, die dieses Amt mit sich bringe, "alles Quatsch". Ihr gehe es um "die Verantwortung" für die Menschen, die sie vertrete.

Deshalb will sie El Salvador auch richtig darstellen, ein Land, "das ums Überleben kämpft". Güntermann hält darüber Vorträge und wundert sich dann, wenn sie nach Fußball in El Salvador gefragt wird. Dafür sei dort gar kein Platz, der Staat sei "sehr zerrissen". Ein weites Betätigungsfeld also für die Münchner Honorargeneralkonsulin.

© SZ vom 24.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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