Zentrale in der Au:Im Zeichen des Bierfasses

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Die Paulaner-Brauerei stellt ihre neue Hauptverwaltung an der Ohlmüllerstraße vor und stiftet einen Sozial-Preis

Von Franz Kotteder

Paulaner-Chef Andreas Steinfatt freut sich sichtlich über sein neues Reich: Vor gut zwei Monaten ist die Hauptverwaltung der Brauerei in ihre neuen Räume an der Ohlmüllerstraße umgezogen. "Wir sind mit der Produktion zwar nach Langwied gezogen, aber an unserer Geburtsstätte in der Au nach wie vor präsent", sagt er. Tatsächlich befand sich die Brauerei der Paulaner-Mönche einst auf der gegenüberliegenden Straßenseite, 1806 übernahm der Bierbaron Franz Xaver Zacherl die Brauerei, modernisierte und erweiterte sie. Um diese Zeit herum entstand auch der Klenzebau an der Ohlmüllerstraße, dort wurde die Mälzerei untergebracht.

Nun hat der Architekt Rudolf Hierl aus den spärlichen Resten der Originalfassade und einem modernen Neubau die neue Hauptverwaltung der Brauerei entworfen. Eine halbe Ewigkeit war das alte Gebäude leergestanden; nach einem Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg hatte man nur ein Notdach über die Außenmauern der alten Mälzerei gebaut, damit sie nicht ganz verfiel. "Bis zum jetzigen Umbau war das Haus ungenutzt", sagt Steinfatt. "Da haben sich nur Tauben eingenistet." Jetzt formt sich um einen zentralen Innenhof, der im Sommer auch in der Mittagspause als Biergarten für die etwa 330 Mitarbeiter genutzt werden kann, ein geschlossener, zweistöckiger Baukörper, vollständig verglast und mit Sonnenschutzfolie versehen.

Bei der Gestaltung im Inneren ließ sich der Architekt Hierl von den Materialien inspirieren, die man auch für ein Bierfass braucht: Eichenholz und Schwarzstahl. So sind die Türen aus Eiche, ebenso wie die Handläufe an den Treppengeländern, die Treppenverkleidungen wiederum sind aus schwarzem Stahl. Dennoch wirken die Räume durch die hohen Glasfassaden sehr hell und licht. Die Arbeitsatmosphäre sei sehr viel kommunikativer geworden, meint Steinfatt, auch weil es praktische keine abgeschlossenen Einzelbüros mehr gebe. Im historischen Teil des Ensembles wurden die ehemaligen Gärkeller mit ihren Gewölben zu Veranstaltungs- und Seminarräumen umgebaut. Die Kantine heißt jetzt mit neudeutschem Understatement "Esszimmer" und sieht gar nicht wie ein Wirtshaus aus, denn Wirtshäuser kennen die Paulaner-Mitarbeiter berufsbedingt wohl zur Genüge. Steinfatt kann sich vorstellen, den großen Zacherlsaal künftig auch für öffentliche Veranstaltungen zu nutzen.

Das passt auch gut zum Motto "Türen öffnen", das Paulaner in diesem Jahr seinem neu gestifteten Sozialpreis gegeben hat. 80 000 Euro will man jedes Jahr mit dem Paulaner Salvator-Preis zur Verfügung stellen für soziale Projekte, die erst noch im Entstehen sind. "Wir wollen nicht Dinge auszeichnen, die schon stattgefunden haben", sagt Paulanersprecher Burkhard Rüdiger, "sondern sie mit dem Preisgeld erst möglich machen". Gesucht werden also Ideen, die einsamen Menschen oder solchen, die aus den verschiedensten Gründen keinen Zugang zur Stadtgesellschaft haben, helfen, am gesellschaftlichen oder kulturellen Leben teilzunehmen. Die Einreichungsfrist für den neuen Preis endet bereits am 8. März; in einer ersten Phase werden dabei erst einmal Ideen gesammelt und geprüft, in einem zweiten Schritt sollen diese Ideen mit Fachexperten ausgearbeitet werden. Der Preis wird Mitte des Jahres an einen oder mehrere Bewerber vergeben.

© SZ vom 16.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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