Zentrale Anmeldung:Undurchsichtig

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Die Online-Plattform Kita-Finder erntet viel Kritik

Man hätte die Anmeldung auch "in ein schwarzes Loch" werfen können, das Anmeldeverfahren sei "intransparent, ungerecht und geht an den Bedürfnissen der Eltern vorbei" - seit das Bildungsreferat im November 2015 die Anmeldeplattform Kita-Finder im Internet geschaltet hat, ist die Kritik an diesem System nicht abgerissen. Eigentlich sollte das Programm die Suche nach einem Kita-Platz erleichtern, doch viele Eltern klagen, dass genau das Gegenteil der Fall sei. Noch immer müssten sie in den Einrichtungen hausieren gehen, noch immer würden sie viel zu spät erfahren, ob sie denn nun einen der begehrten Plätze erhalten haben oder ob sie weitersuchen müssen. Wie also funktioniert dieser Kita-Finder denn?

Das System der Platzvergabe in Münchner Kitas fußt auf mehreren Grundsätzen, wie eine Sprecherin des Bildungsreferats mitteilt. Eine Anmeldung ist online in etwa 950 der 1402 Kindertageseinrichtungen in der Stadt möglich, wobei es unerheblich ist, zu welchem Zeitpunkt die Anmeldung eingeht - Hauptsache, sie geht vor dem Stichtag ein, der jedes Jahr Anfang April liegt. "Die Vergabe der Plätze startet einen Tag danach und erfolgt kontinuierlich", sagt die Sprecherin. Jedoch gibt es keine zentrale Platzvergabe, wie das zentrale Anmeldesystem suggeriert. Der Kita-Finder hat nichts daran geändert, dass die Einrichtungen und deren Träger die Betreuungsplätze eigenverantwortlich im Rahmen ihrer jeweiligen Vergabekriterien verteilen. In den städtischen Einrichtungen gilt die Satzung der Stadt, die freien Träger haben eigene Kriterien, die Eltern meist auf der jeweiligen Homepage finden.

Bei den städtischen Plätzen, zu denen fast alle Horte gehören, richtet sich die Vergabe nach Rangstufen und innerhalb der Rangstufen nach Dringlichkeit. Innerhalb der Dringlichkeitsstufe werden die Plätze wiederum nach einem Punktsystem vergeben: Die Lage der Arbeitszeit der Eltern (vormittags, nachmittags oder beides) und der Umfang der Wochenarbeitszeit inklusive Pausen und Wegezeit werden ins Verhältnis gesetzt mit den Hauptnutzungszeiten der jeweiligen Einrichtungsart. Ein höherer Punktwert bedeutet höhere Dringlichkeit. Das heißt in der Praxis, dass die Kinder von voll arbeitenden Eltern eher einen Platz bekommen als die von Teilzeitbeschäftigten oder von einem Vollzeit- und einem Teilzeitbeschäftigten, da die niedrigere Arbeitszeit ausschlaggebend ist.

Eine Platzzusage bleibt für zehn Tage gültig. Lehnen die Eltern ab, geht der Platz zurück in den Pool und wird an andere Familien vergeben. Dieser Kreislauf gehe so lange, bis alle Familien versorgt seien, sagt die Sprecherin. Absagen verschickt der Kita-Finder also nicht.

© SZ vom 14.06.2017 / Mest - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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