Zehnte Liga (2):Note eins für Rachid Benmrhar

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Ein früherer Profi nach Kreuzbandriss, ein Vertriebsmitarbeiter und ein eigentlich Überragender: Weiß-Blau Allianz in der Einzelkritik

Michael Neudecker

Die SZ begleitet eine Saison lang die Kreisklasse Gruppe 2. Am zweiten Spieltag empfing der SV Istiklal Weiß-Blau Allianz München, die ehemalige Firmenmannschaft von Allianz und Münchner Rück - Endergebnis: 1:6. Fairerweise muss man sagen: Istiklal hat die meiste Zeit zu zehnt gespielt, weil sich einer schon nach fünf Minuten verletzt hatte und ein Ersatzspieler erst zur 60. Spielminute aufgetrieben werden konnte. Die Spieler des Siegers in der Einzelkritik.

Vertretung des Trainers und Vertretung des Torwarts: Multitalent Yakop Okdemir, normalerweise Jugendleiter des SV Istiklal, gibt sich Mühe und tadelt seine Spieler nach Fehlern lautstark. (Foto: Foto: Christina Pahnke)

1 - Stephan Bange: Eigentlich zweiter Torwart, spielt aber oft, weil er erste Torwart beruflich viel unterwegs ist. Von Istiklal nur selten geprüft; beim Gegentor, einer verunglückten Flanke, sagen wir: chancenlos. Arbeitet als einer von vier Spielern bei der Münchner Rück. Ist mit 37 Jahren der Älteste auf dem Platz, das macht aber nichts, er muss sich ja kaum bewegen. Note: 3

2 - Jan Bannert: Neu im Verein, deshalb noch weitgehend unbekannt. Hat einmal knapp vor der Mittellinie ein Solo angesetzt, dass sogar der Kunstrasen unter ihm gestaunt hat. Wurde aber dann knapp hinter der Mittellinie gestoppt. Sein Elan immerhin gefällt, aber das einzige Gegentor fiel über seine Seite - das gibt Abzüge. Note: 4

3 - Stefan Schweiger: Das Urgestein. Ist seit zehn Jahren im Verein, ist eigentlich Spielertrainer der Zweiten, muss aber aushelfen, weil in der Ersten fünf Spieler verletzt sind und fünf noch im Urlaub. Spielt gut mit, zeigt, dass er das Kreisklassen-Tempo mühelos mithalten kann. Note: 3

4 - Johannes Frey: Allianz-Mitarbeiter im Vertrieb, zuverlässig, wie man hört. Spielt genau so: zuverlässig, dezent, effektiv. Note: 2

5 - Dominik Stöbich: Kapitän, Österreicher, das eine hat mit dem anderen aber nichts zu tun. Spitzname, nun: "Ösi". Spielt mit geschwollenem Knöchel, kann trotzdem bessere Pässe als die meisten hier. War mal Profi bei SV Josko Ried, hat sechs Erstligaspiele in Österreich gemacht, sich das Kreuzband gerissen, später noch einmal. Sagt nach dem Spiel: "Wichtig ist nur, dass sich keiner verletzt hat." Note: 2

6 - Stefan Simons: Rechtsaußen. Kam neu dazu, arbeitet auch bei der Münchner Rück, hat einen Aushang von Weiß-Blau gesehen und sich gemeldet. Sieht sich eher als Spieler der Zweiten. Hat eine gute Selbsteinschätzung. Note: 4

7 - Simon Sidiropolous: Erstaunlich international: Mutter ist Engländerin, er selbst Grieche, aufgewachsen in Neuseeland, dann gelebt in Hamburg, jetzt das dritte Jahr in München. Hat kurzes graues Haar und sieht eigentlich auch nicht anders aus als die Griechen, die bei Otto Rehhagel in der Nationalmannschaft sind. Spielt auch so, naja, fast. Traf zum 1:0 mit einem Gewaltschuss aus 50 Metern, naja, fast. Note: 2

8 - Roman Villareal: "Eigentlich überragend", wie sie bei Weiß-Blau sagen. Kann aber nie trainieren, ist im Supermarkt-Außenhandel tätig. War mal in der Jugend beim FC Bayern. Ist jetzt Libero, dirigiert, nein: brüllt. Note: 3

9 - Rachid Benmrhar: Marokkaner, schreibt man wirklich so. Der Luca Toni der Kreisklasse. Ist seit acht Jahren bei Weiß-Blau, hat in ungefähr 180 Spielen ungefähr 160 Tore geschossen. Trifft gegen Istiklal an diesem Sonntag dreimal ins Tor und unzählige Male den Pfosten, fällt zudem als geschickter Vorbereiter auf. Eindeutig der Beste auf dem Platz. Zeigt einmal sogar: einen Hackentrick. Note: 1

10 - Maik Braun: Trainer, Spielmacher, Oberpfälzer. Sagt in der Halbzeitpause: "Leute, es ist gutes Wetter, das macht Spaß, jeder sollte versuchen, noch zwei bis fünf Tore zu machen." Hält sich daran: Trifft zweimal. Note: 1

11 - Jens Eckhoff: Hat vermutlich ein Helfer-Syndrom: Ist Assistenzarzt im Schwabinger Krankenhaus und immer sofort zur Stelle, wenn einer am Boden liegt. Baumlanger Außenstürmer, der keinen Zweikampf scheut. Note: 3

13 - Mario Dohmes: In der 72. Minute für Simons eingewechselt. Ein Mann für die Zukunft. ohne Wertung

Ohne Nummer - Yakop Okdemir: Eigentlich der Torwart von Istiklal, aber aus mehreren Gründen hier zu den Siegern gezählt. Erstens: Trägt einen Pulli ohne Rückennummer, besitzt kein Torwarttrikot, weil er Zweitens: Jugendleiter von Istiklal ist und also derzeit nur Vertretung des Trainers und Vertretung des Torwarts. Trainer und Torwart sind noch im Urlaub, wie fast alle Spieler von Istiklal; der andere Torwart hat eine Schulterverletzung und ist kein Torwart mehr, sondern jetzt die Zehn, im Mittelfeld. Drittens: Gibt sich wirklich, wirklich Mühe, hechtet manchmal sogar nach dem Ball und erwischt ihn gelegentlich auch. Viertens: Bemerkenswerter Kampfgeist. Schimpft seine Spieler nach Fehlern, wird oft laut, ganz besonders nach dem 1:6. Ganz klar: Note: 1

© SZ vom 02.09.2008/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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