"Zehn Mal Kaufhof wird es kaum geben":Arbeitsplätze in Gefahr

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"Magneten für die Innenstadt": Von einer Fusion der Warenhäuser Kaufhof und Karstadt wären in München 3800 Beschäftigte betroffen.

Michael Tibudd

Noch haben die Münchner die Wahl. Sollten sie im großen Karstadt am Bahnhof irgendetwas tatsächlich nicht finden, können sie die paar Meter über die Straße gehen zum Kaufhof am Stachus. Sucht man Sportartikel oder besonders edle Mode, warten auf der anderen Seite des Stachus das Karstadt-Sporthaus und der Oberpollinger. Und auf dem weiteren Weg bis zum Marienplatz gibt es immerhin noch zwei Warenhaus-Varianten, den Karstadt am Dom und den Kaufhof am Marienplatz.

Fusion der Kaufhausfarben: Karstadt und Kaufhof sollen bald unter einem Dach organisiert sein. (Foto: Foto: dpa)

Sollte tatsächlich passieren, was seit dem Wochenende wieder intensiv diskutiert wird, dann wären all diese Häuser mit einem Mal keine Konkurrenten mehr: Strebt doch der Metro-Konzern, dem die Kaufhof-Häuser gehören, eine Fusion mit Karstadt an. Dessen Mutterkonzern Arcandor braucht dringend Geld.

Offiziell gibt es bislang keine Aussagen, inwieweit sich eine solche Neuorganisation unter einem Dach auf den Fortbestand aller Standorte auswirken würde. "Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es dann in München zehn Kaufhof-Häuser geben wird", sagt der für Einzelhandel zuständige Verdi-Sekretär Georg Wäsler. "Wo nur ein einzelner Konzern übrig bleibt, sind immer Arbeitsplätze betroffen."

"Magneten für die Innenstadt"

Neben den vier Warenhäusern in der Innenstadt - Karstadt am Dom, das Sporthaus und der Oberpollinger zählen hier als eine Einheit - gibt es noch Kaufhof-Häuser am Rotkreuzplatz, im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) sowie ein Lager an der Landsberger Straße. Karstadt ist noch in Schwabing, am Nordbad und ebenfalls im OEZ vertreten - dort sind sich die Kaufhausfarben Grün und Blau also wie in der Innenstadt sehr nah. Insgesamt beschäftigt Kaufhof in München nach Angaben der Gewerkschaft Verdi etwa 1700, Karstadt etwa 2100 Menschen. Allerdings sind das bei weitem nicht alles Vollzeit-Stellen. Viele Beschäftigte im Einzelhandel arbeiten in Teilzeit.

Grundsätzlich optimistisch gibt sich Wolfgang Fischer vom Innenstadt-Lobbyverein City Partner. Schließlich gebe es in München trotz aller Krisenstimmung jede Menge Kaufkraft, so dass die Warenhäuser als "Magneten für die Innenstadt" erhalten bleiben könnten. Er sieht zudem gute Chancen, dass die Warenhäuser mit ihrem Konzept, Waren im mittleren Preissegment anzubieten, Erfolg haben können. "Lange Zeit hieß es ja, es wird nur noch die Extreme geben, also Premium auf der einen Seite und Discount auf der anderen."

Ob die Situation in der Innenstadt mit den vielen Warenhäusern bleibt, wie sie ist, ist dabei auch für Wolfgang Fischer ungewiss. Schwierig sei die Lage am ehesten für den Karstadt am Dom und den Kaufhof am Stachus, am besten für den Kaufhof am Marienplatz. "Das ist wahrscheinlich die beste Einzelhandelsimmobilie in ganz Deutschland."

© SZ vom 19.05.2009/sus - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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