Zahlreiche Delikte:Angeklagter mit hoher Gewaltbereitschaft

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Was Mohamed B. mit 29 Pflastersteinen wollte, die er in München aus einem Gehweg herausgebrochen hatte und mitgehen ließ, weiß nur er selbst. Er sagt aber nichts zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft, die ihm insgesamt neun Straftaten nachweisen will. Neben dem Diebstahl der Pflastersteine im Wert von 100 Euro geht es um massive Beleidigungen und Prügeleien mit einem Türsteher und einem Ladendetektiv.

Der 25-jährige B. muss sich seit diesem Dienstag vor der 3. Strafkammer am Landgericht München I verantworten. Es ist nicht sein erster Gerichtstermin, er saß bereits vier Jahre in Haft. Ein Gutachter attestiert ihm eine ausgeprägte Gewaltbereitschaft, die "krankhaft" sei. Die Ursache für seine Aggressionen liegen vermutlich in seiner Vergangenheit. Nach eigenen Angaben stammt Mohamed B. aus Gaza und wurde als Kind zum Waisen. Er habe vor dem Haus seiner Familie gespielt, als das Gebäude bombardiert worden sei und seine Eltern getötet worden seien. Im Alter von erst zehn Jahren sei er dann nach Italien geflüchtet und dort in einem Heim aufgewachsen. 2007 kam er nach Deutschland und wurde mit Straftaten auffällig.

Auch die nun angeklagten Delikte zeigen, dass Mohamed B. offenbar nichts auslässt, um mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. So soll er laut Anklage im August 2014 an der Sonnenstraße auf den Türsteher eines Lokals eingeschlagen und ihm gedroht haben: "Ich bringe dich um!" Dieselbe Drohung soll er gegen den Ladendetektiv eines Bekleidungsgeschäfts ausgestoßen haben. Der Mann hatte B. im Juni 2015 dabei erwischt, als er vier T-Shirts und eine Jacke im Wert von mehr als 200 Euro mitgehen lassen wollte. Im Büro des Detektivs soll der Angeklagte den Mann dann übelst beleidigt und ihm mit der Hand die Genitalien zusammengedrückt haben. Weiter listet die Anklage diverse Diebstähle in Drogeriemärkten, einem Kaufhaus und in einem Supermarkt auf. Vor allem auf teure Parfums soll es B. abgesehen haben. In einem Fall steckte er ohne zu bezahlen Tabak und Zigaretten ein. In einer Asylbewerberunterkunft in Oberschleißheim und auch nach seiner Einweisung ins Isar-Amper-Klinikum München-Ost warf er nach den Angaben der Staatsanwaltschaft mit Flaschen um sich. Er traf zwar niemanden, überschüttete seine Kontrahenten aber mit einer Tirade an Beleidigungen, wobei "Bastarde" noch eine vergleichsweise harmlose Beschimpfung war.

© SZ vom 02.03.2016 / chro - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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