Zahlen zum Schulstart:Meister aller Klassen

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Die Zahl der Schüler steigt, ein Ende der angespannten Platzsituation ist nicht abzusehen - die Stadt muss die Prognosen weiter nach oben korrigieren

Von Melanie Staudinger, München

10 941 neue Erstklässler, 499 erste Klassen, 54 812 Schüler an staatlichen Grund- und Mittelschulen, 2300 Klassen mit maximal 25 Schülern (das entspricht gut 92 Prozent aller Klassen) - die Zahlen, die Schulamtsleiterin Alexandra Brumann da bei der alljährlichen Pressekonferenz von Stadt, Schulamt und Regierung von Oberbayern vorträgt, sind beeindruckend. Nur eine will sich in die Reihe der Superlative nicht so recht einreihen. Denn insgesamt ist die Zahl der Grundschüler "nur" um 0,8 Prozent gestiegen, was erst einmal nicht nach viel klingt. In absoluten Zahlen allerdings bedeutet das, dass es 335 Kinder mehr gibt, was in etwa einer kleineren Grundschule entspricht.

Ein Ende der angespannten Platzsituation an Schulen oder gar ein Ende des Bevölkerungsbooms in München lassen sich aus der Statistik nicht ablesen. Vielmehr kamen seit 2015 außergewöhnlich viele Familien mit Fluchthintergrund nach München. Ihre Kinder ließen die Zahlen stark steigen, und von ihnen leben viele nicht mehr in der Stadt, etwa weil sie in andere Bundesländer umzogen oder es von der Übergangsklasse einer Grund- oder Mittelschule in eine Regelklasse am Gymnasium oder der Realschule geschafft haben. Ihr Weggang sei folglich in diesem Jahr nicht nur kompensiert worden, erklärt Brumann. Vielmehr seien die Zahlen auch ohne Geflüchtete weiter gestiegen.

Die Schulamtsleiterin ist nicht die einzige, die von neuen Rekorden berichten kann. Auch Schulbürgermeisterin Christine Strobl beginnt ihren Vortrag mit einer neuen Zahl: Um 8800 Kinder muss die Schülerprognose bis zum Jahr 2030/31 nach oben korrigiert werden. 102 686 Kinder und Jugendliche gehen momentan auf eine allgemeinbildende Schule. Bisher rechneten die Statistiker des städtischen Planungsreferats damit, dass diese Zahl bis zum September 2030 auf 112 800 Schüler anwächst. Nun aber glauben sie, dass es 121 600 Kinder und Jugendliche sein werden, die einen Schulplatz brauchen. "Und wir können davon ausgehen, dass wir diese Zahl aufgrund des starken Bevölkerungswachstums weiter nach oben korrigieren werden müssen", sagt Strobl.

Auch an Realschulen und Gymnasien steigen die Zahlen. Vor allem bei den Realschulen zeigt sich ein großer Zuwachs, wie Stadtschulrätin Beatrix Zurek (SPD) erklärt. 1930 Schüler fangen in den fünften Klassen an, das sind knapp 200 mehr als im Vorjahr. Auch die Mittelschulen bleiben in der Schülerzahl stabil. Und selbst die Förderzentren verzeichnen leichte Zuwächse, wie Hiltrud Schmandt-Müller von der Regierung von Oberbayern berichtet.

Die Stadt setzt dem steigenden Bedarf die deutschlandweit größte kommunale Schulbauoffensive entgegen. Vier neue Grundschulen eröffnen in diesem Jahr, 2018 sollen die Grundschulen an der Berg-am-Laim-Straße, an der Fröttmaninger Straße und am Pfanzeltplatz in neuem Glanz erstrahlen, dazu noch das Schulzentrum an der Gerastraße und das Wilhelmsgymnasium. Für das erste große Bauprogramm mit 31 Projekten an 38 Schulen gab der Stadtrat 1,5 Milliarden frei, für das zweite Programm mit 38 Maßnahmen an 42 Schulen 2,4 Milliarden. Weitere Schulbauprogramme in ähnlicher Größenordnung sind laut Bürgermeisterin Strobl in Planung. Dazu kommen 241 Millionen für den Bildungscampus Freiham, 97 Millionen für den dortigen Sportpark und 190 Millionen für den Schulcampus in der Messestadt Riem.

Zum Vergleich: Der Bund unterstützt finanzschwache Kommunen deutschlandweit mit 3,5 Milliarden Euro von 2015 bis 2020. Auf Bayern entfällt ein Anteil von 289 Millionen Euro - das entspräche in etwa dem Volumen vom Bildungscampus in Freiham. Als reiche Kommune erhält München kein Geld aus diesem Fonds. Das soll bei dem neuen Investitionsprogramm aus Berlin anders sein, das weitere 3,5 Milliarden umfassen wird. Aber auch das wäre für München nur ein kleiner Teil der Gesamtausgaben für Bildungsprojekte. "Und wir sind ja nicht die einzige Stadt, die wächst", sagt Strobl.

© SZ vom 12.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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