Young Leaders:Ehrenamtlich Chef sein

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Ein neues Projekt schult junge Vereinsvorstände

Von Katharina Kutsche

Projekte planen und umsetzen, den Verein weiter entwickeln und am Ende auch noch die eigene Nachfolge im Blick haben: Vereinsvorstände haben viel zu tun und das in der Regel zusätzlich zu Familie und Beruf. Mit einem neuen Programm "Young Leaders - Du und Dein Verein" möchte die Stiftung Gute Tat nun Vereine unterstützen, Nachwuchs für Führungsaufgaben zu gewinnen und auszubilden. Das Programm besteht aus verschiedenen Workshops und richtet sich an ehrenamtlich aktive Vereinsmitglieder bis 30 Jahre. Anlass ist eine Studie der Robert-Bosch-Stiftung; sie ergab, dass sich viele Menschen heute lieber kurzzeitig und projektbezogen engagieren, etwa in der Flüchtlingshilfe. "Dadurch fehlt, was ein Verein tatsächlich bieten kann", sagt Thomas Michel, der das Programm koordiniert. Wer sich langfristig einbringt, kann auch mehr bewegen.

Nach einem Pilotversuch in Hamburg kommt das Projekt nun nach München, gefördert von der Bosch-Stiftung. An sechs Samstagen, verteilt über ein Jahr, werden die Teilnehmer geschult, sie reflektieren ihre Position im Verein, erarbeiten ein eigenes Verständnis von Führung und lernen, wie man mit Konflikten umgeht. "Eigentlich sind die Inhalte wie bei der Führungskräfte-Entwicklung in einem Unternehmen", sagt Michel. In die Konzeption von "Young Leaders" hat er seine Erfahrungen aus dem Personalmanagement und als Coach eingebracht - privat ist er Vorstand einer Alpenvereins-Sektion und kennt die Probleme: "Viele Vorstände planen ihre eigene Nachfolge nicht", die Übergabe der Geschäfte laufe oft wenig koordiniert ab.

Solch ein Vorstandswechsel steht Leander, 29, bevor, einem der Teilnehmer von "Young Leaders". Er ist einer von drei Vorsitzenden bei Diversity München, der Verein betreibt etwa ein LesBiSchwulTrans-Jugendzentrum in der Innenstadt. Eigentlich hat Leander das Höchstalter von 27 Jahren für sein Amt schon überschritten, aber auch in seinem Verein fehlte ein Nachfolger. "Bis auf eine halbe Sozialpädagogen-Stelle arbeiten wir komplett ehrenamtlich", sagt Leander, "es ist ein selbstverwaltetes Jugendzentrum." Das bedeute, dass der Vorstand Personalverantwortung für ein bis zwei Angestellte hat. Seine Nachfolge muss also gut geregelt werden.

Im ersten Workshop an diesem Samstag steht "Einstieg und Selbstreflexion" auf dem Programm, bei den weiteren Terminen soll es unter anderem um Zeitmanagement gehen - gerade für Ehrenamtliche ist es oft ein Balanceakt, Familie und Freunden, dem Verein und auch dem Arbeitgeber gerecht zu werden. Damit "Young Leaders" nicht zu theoretisch wird, sollen die maximal 20 Teilnehmer bereits aktive Vereinsmitglieder sein. "Wir vermitteln erfahrungsbasiertes Wissen, und das muss man anwenden", sagt Koordinator Michel. Auch Leander wird nicht allein am Programm teilnehmen, sondern gemeinsam mit zwei Referenten. Sie wollen Ideen entwickeln, wie man ein Ehrenamt für Jüngere attraktiv machen kann, vor allem neben Studium und Ausbildung. Gelingt dies, ist auch Leanders Nachfolge gesichert.

© SZ vom 18.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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