Zwei Dietramszeller im Herkulessaal:"Wir müssen uns nicht einmal anschauen"

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Als Kind hat Matthias Well seiner Schwester Maria erklärt, dass er einmal Handwerker werden würde. Aber dann ist doch alles anders gekommen. Am Montag treten die beiden als Duo "Two Well" auf

Interview Von Stephanie Schwaderer

Matthias Well ist in Ascholding aufgewachsen. Sein Vater Michael war 36 Jahre lang Teil der Biermösl Blosn. Seit sich das Trio getrennt hat, macht die nächste Generation auf sich aufmerksam. Matthias Well ist für sein Trauermusik-Projekt "Funeralissimo" 2017 mit dem Fanny-Mendelssohn-Förderpreis ausgezeichnet worden. Am Montag, 19. Februar, stellt sich der 24-Jährige mit seiner Schwester Maria unter dem Namen Two Well im Münchner Herkulessaal vor.

SZ: Sie sind mit einer großen Schwester und einer ganzen Riege älterer Cousinen und Cousins aufgewachsen. Wie haben Sie sich behauptet?

Matthias Well: Behaupten musste ich mich eigentlich nie. Ich wurde eher aufgefangen. Ganz früher bin ich mit meinen Cousinen und Cousins beim Krippenspiel aufgetreten, das war meine erste Bühnenerfahrung. Wenn einer von uns den Text vergessen hat, war immer gleich einer da und hat ihm eingesagt.

Erinnern Sie sich an Ihr erstes Solo?

Das war bei den Aufnahmen für "Zing Zang Zing", einer Kinderlieder-CD der Biermösl Blosn. Da hab ich alleine ein Lied gesungen: "I bin a kloans Bürscherl."

Wann kam die Geige in Ihr Leben?

Mit fünf. Es geht das Gerücht, dass ich damals meine Cousine Maresa imitieren wollte. Die hat schon länger Geige gespielt. Es gibt auch ein Foto, auf dem ich mit zwei Stecken Geige spiele. Das war der Anlass für den Papa, mir ein Instrument zu besorgen.

Ihre Eltern haben entschieden, dass Sie Geiger werden?

Der Papa. Er hat mir damals eine Geige in die Hände gedrückt und gesagt: Jetzt fangst damit an. Meine Schwester, die Maria, hat erst Flöte gespielt und ist dann auf Cello umgestiegen. Wenn der Papa als junger Mann die Gelegenheit gehabt hätte, hätte er auch Cello studiert.

Waren Sie immer zufrieden mit dieser Wahl, oder haben Sie auch mal gedacht: Hätte er mir doch ein Saxofon gegeben!

Nein, nie. Ich war sehr zufrieden und bin es bis heute. Nur für die Mama war's nicht immer einfach. Sie ist die einzige bei uns, die kein Instrument spielt. Und wenn's dann den ganzen Tag von früh bis spät im Haus dröhnt - Tuba, Geige, Flöte, Cello . . . aber das ging schon. Meine Schwester und ich haben immer ohne Druck geübt. Das war auch gut, weil man sich sonst ja oft gegen die Eltern auflehnt. Das gab's bei uns nie.

Sie beide waren Jungstudenten an der Münchner Musikhochschule und haben parallel dazu Abitur in Bad Tölz gemacht. Wie haben Sie das bewältigt?

Jungstudent zu sein, war nicht stressig. An den Wochenenden wurden wir immer zum Unterricht nach München gefahren. Aber ich war im ersten G 8-Jahrgang, und das war kein Spaß: Der viele Nachmittagsunterricht und dann noch Hausaufgaben bis in die Nacht. Manche Lehrer haben es verstanden, wenn ich wegen der Musik mal ein Referat verschieben wollte. Aber andere haben gesagt: Das ist doch nur ein Hobby. Ich war froh, als es vorbei war.

Wann wussten Sie, was Sie einmal werden wollten?

Die Maria hat mich mal als Kind gefragt: Du willst scho Musiker werden, oder? Und ich hab geantwortet: Na. Ich werd Handwerker. Ich wollte Goldschmied werden oder Archäologe. Aber dann hat man den ersten Erfolg auf der Bühne und verbringt so viel Zeit mit dem Instrument, dass man sich denkt, dass es sich doch einmal auszahlen könnte. Und dann kommen andere Musiker ins Spiel, die einen begeistern und in Bahnen lenken.

Wer waren Ihre wichtigsten Mentoren?

Zum einen alle meine Lehrer: Barbara Hubbert, Sonja Korkeala und Mikyung Lee. Und dann gibt es noch zwei Geiger, die meine großen Vorbilder sind: Kirill Troussov und Julia Fischer. Julia Fischer hat mich für den Fanny Mendelssohn Förderpreis vorgeschlagen. Ohne sie wäre ich da nie drauf gekommen.

Es gibt die "Wellküren" und die "Wellbrüder", die "Wellbappn" und "NouWellCousines". Nun treten Sie mit Ihrer Schwester unter dem Namen "Two Well" auf. Was macht dieses Duo aus?

Wir studieren beide gerade Kammermusik auf Master und bauen kontinuierlich unser Repertoire aus. Der Grundstock unseres Programms ist also Klassik, obwohl wir immer gerne auch Abstecher in die Volksmusik machen. Das Gute ist: Beim Proben verstehen wir uns blind. Wir müssen uns nicht einmal anschauen. Das spart viel Zeit.

Sie spielen im Münchner Herkulessaal, das ist nicht eben ein bescheidener Rahmen für ein junges Duo. Lastet der Name Well auch manchmal auf Ihnen?

Lasten nicht. Wir werden oft angesprochen: Seids ihr von der Familie Well? Und das schmeichelt einem und ist ja auch ein Segen, dass man schon bekannt ist. Aber im Sommer haben wir eine Tournee durch Norddeutschland gemacht, und das war eine ganz neue Erfahrung: Keiner hat unseren Namen gekannt. Wir waren einfach zwei junge Musiker. Das war schön.

Höhepunkt Ihres Programms ist Friedrich Guldas Konzert für Violoncello und Blasorchester unter der Leitung von Gregor Mayrhofer - schlägt am Ende doch wieder die Großfamilie durch?

Das stimmt, da schließt sich der Kreis. In diesem Stück kommt alles vor: Cello und Blasmusik, Jazz und Renaissance. Das ist grandios! Von der Familie sind bei diesem Stück auch einige dabei: Eine Cousine spielt Oboe und mein Onkel Christoph Trompete. Und den Gregor Mayrhofer kennen meine Schwester und ich auch schon seit unserer Schulzeit .

Two Well, Montag, 19. Februar, 20 Uhr, Herkulessaal, Residenz, München, mit Maria Well (Violoncelo), Matthias Well (Violine), Lilian Akopova (Klavier) und einem Blasorchester unter der Leitung von Gregor Mayrhofer; Programm: Johan Halvorsen (Passacaglia), Johannes Brahms (Sonate Nr. 3 d-Moll), Astor Piazzolla (Die Vier Jahreszeiten für Klaviertrio), Maurice Ravel (Tzigane), Friedrich Gulda (Konzert für Violoncello und Blasorchester), Karten zu 51,80/46,20/40,60 Euro über München Ticket

© SZ vom 15.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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