Wolfratshausen:Verhandlungssache Mittelschule

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Die Hauptschule verschwindet von der Bildfläche - und die Mittelschule kommt. Doch was die drei Mittelschul-Verbünde im Landkreis bringen sollen, ist noch nicht zu erkennen. Die neuen Strukturen bergen Stoff für Konflikte.

Bernhard Lohr

Bei der Gestaltung der Mittelschulverbünde im Landkreis ist das letzte Wort nicht gesprochen. Noch müssen Lehrerstunden auf die einzelnen Schulen verteilt werden, der Zuschnitt der Klassen ist nicht überall klar. Doch daran, dass alle Hauptschulen zum neuen Schuljahr im September zu insgesamt drei Mittelschulen zusammengeschlossen werden, gibt es keine Zweifel mehr.

Für die Schüler wird sich nach einhelliger Meinung dabei am wenigsten ändern. Für Bürgermeister, Rektoren und das Tölzer Schulamt ist die Mittelschule dagegen eine Zäsur. Die Aufgaben sind jetzt neu verteilt, und das bringt auch neue Konflikte.

Mit dem Mittelschulverbund Isarwinkel im Süden, dem Verbund Isar-Loisach im Norden und dem landkreisübergreifenden Verbund zwischen Benediktbeuern und Penzberg entstehen neue Schulstrukturen. Die bisherigen Hauptschulen behalten ihre Rektoren, doch diese bestimmen unter sich jetzt einen Sprecher, der vor allem organisatorische Aufgaben übernimmt. Das letzte Wort hat im Zweifel der Verbund-Koordinator, den die jeweiligen Bürgermeister aus ihren Reihen wählen.

Diese und die Rektoren treffen sich im Schulverbundsausschuss, in dem auch Eltern- und Schülervertreter mitreden. Das Schulamt rückt bei alldem in eine eher beratende Funktion, wie Schulrätin Marianne Konrad sagt. Vieles, was bisher festgelegt war oder verfügt wurde, ist nach ihren Angaben künftig Verhandlungssache. Es gebe mehr Freiräume etwa bei der Zuteilung von Lehrerstunden und der Klassenbildung.

Dass dabei Reibereien nicht ausbleiben, hat sich bereits gezeigt, als die Kommunen die Kooperationsverträge aushandelten und Geretsried darauf bestand, die zum Realschulabschluss führende M 10-Klasse auf jeden Fall in der Stadt zu behalten. Königsdorfs Bürgermeister Anton Demmel, Verbund-Koordinator im Norden, bekennt, dass solche politisch geprägten "Schuldiskussionen nicht immer leicht sind. Dennoch begrüßt er, dass das Kultusministerium jetzt weniger vorgibt. "Wir müssen den Ball aufnehmen, den man uns zugeworfen hat."

Und die Kommunen haben durchaus eigene Duftnoten gesetzt. Sie haben auf die Möglichkeit verzichtet, ihre Schulsprengel aufzulösen. Nach Demmels Worten ist man sich einig, die Schüler möglichst wohnortnah zu unterrichten. Schulrätin Konrad nennt als zweite Maxime im Landkreis, kleine Klassen zu bilden, was im Zweifel auch auf Kosten differenzierter Unterrichtsangebote gehen könne.

So seien selbst Klassen mit zwölf Schülern denkbar, wenn im Verbund ein Konsens darüber herrsche, wo die dafür nötigen Lehrerstunden eingespart würden. Ende Juli wird es in den Sitzungen der Verbundsausschüsse vor allem um solche Fragen gehen.

Zurückhaltend beurteilen Bürgermeister, Rektoren und Schulamt die Aussichten, dass die Mittelschule das schulische Angebot verbessert. Laut Konrad stehen für die rund 1960 Schüler aus dem Landkreis ab September auf jeden Fall etwas mehr Lehrerstunden zur Verfügung. Christian Müller, Leiter der Tölzer Südschule und Rektorensprecher im Südverbund, sieht sonst nicht viel Neues.

Es werde das "gute Hauptschulkonzept" mit Berufsorientierung, differenzierten Angeboten, M-Zweigen und Ganztagesprogrammen fortgesetzt. Bürgermeister Demmel fragt sich aber, wie lange das so bleibt. Er denkt bereits an die "Oberschule", also die Zusammenführung von Haupt- und Realschulen. Wenn die komme, würden die Karten neu gemischt.

© SZ vom 18.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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