Wolfratshausen und Geretsried:Annäherung durch Handel

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Er war der Hingucker beim Shopping-Sonntag: Der Oldtimer verband Wolfratshausen und Geretsried. Die Bürgermeister sehen darin mehr als Symbolik (Foto: Wolfsbauer)

Der erste gemeinsame Shopping-Sonntag war ein voller Erfolg. Die Bürgermeister glauben sogar, dass beide Städte früher oder später zusammenwachsen

Von Thekla Krausseneck, Geretsried/Wolfratshausen

Die Bürgermeister sind angetan, die Einzelhändler jubeln: Der erste gemeinsame verkaufsoffene Sonntag der Nordlandkreis-Städte Geretsried und Wolfratshausen hat Begeisterung ausgelöst. "Ein gelungener Tag", sagt Ingrid Schnaller, Vorsitzende des Werbekreises Einkaufsstadt Wolfratshausen. In beiden Städten sei einiges los gewesen, der Shuttle-Bus stark in Anspruch genommen worden. Damit es mit dem Mittelzentrum auch weiterhin bergauf gehen könne, sieht sie aber auch ein Stück weit die Politik in der Pflicht, die Infrastruktur und die Attraktivität der Städte zu verbessern - wobei es gerade in Wolfratshausen noch viel zu tun gäbe.

Während der Geretsrieder Bürgermeister Michael Müller von einer Stärkung des gemeinsamen Mittelzentrums spricht, äußert sich der Wolfratshauser Bürgermeister Klaus Heilinglechner deutlich zurückhaltender. Seitens seiner Stadt könne das Ereignis zwar jederzeit wiederholt werden, sagt er; allerdings wolle er nicht gleich von einem ersten gemeinsamen Sonntags-Shopping auf ein existierendes Mittelzentrum schließen. Die Bereitschaft zur Weiterentwicklung sei aber da.

Müller war mit seinen Kindern auf Tour, von Geretsried aus sollte es nach einem Besuch auf dem französischen Markt gegen Mittag nach Wolfratshausen gehen. Weil der Shuttle-Bus so voll gewesen sei, habe das Trüppchen auf den nächsten warten müssen. Ein sichtbares Zeichen dafür, wie gut Gimmicks wie die beiden Oldtimer bei solchen Anlässen ankämen. Ein wichtiges Kriterium seien auch die Märkte gewesen, glaubt Müller: Vor allem in Geretsried habe der französische Spezialitätenmarkt die Attraktivität deutlich gesteigert.

Müller sieht in dem gemeinsamen Sonntags-Shopping auch etwas Symbolisches, einen Schritt in die richtige Richtung. Langfristig müsse es nun darum gehen, die Entwicklung beider Städte aufeinander abzustimmen und "eine gemeinsame Entwicklungsachse zu schaffen". Was "sehr allgemein gesprochen" sei, müsse noch konkretisiert werden, sagt Müller. Eines dieser Gedankenspiele sei ein gemeinsames Gewerbegebiet. Der Geretsrieder Wirtschaftsreferent Volker Reeh rechnet außerdem damit, dass durch die S-Bahn-Verlängerung und den Brückenschlag über den Autobahnzubringer eine neue Zusammenarbeit auf die Städte zukommen wird. Denn auf der Geltinger Seite der B 11a ist zwar immer noch Wolfratshauser Flur, das Grundstück aber gehöre Geretsried. Kurzfristig liege es vorrangig an den Werbekreisen, das Mittelzentrum zu festigen. Müller sieht das anders: Auch die Politik müsse überlegen, wie sie sich langfristig aufstellen wolle.

Früher oder später würden die beiden Städte zusammenwachsen, sagt auch Heilinglechner. Recht sei das nicht allen Wolfratshausern, die Entwicklung aber sei unaufhaltsam, "und ich würde es auch gar nicht aufhalten wollen". Die Vorteile liegen für beide Bürgermeister auf der Hand: Ein gemeinsames Mittelzentrum würde die Kaufkraft steigern und Arbeitsplätze schaffen. Außerdem sei es wichtig, sich als eigenständiges Wirtschaftszentrum vom Ballungsraum München abzugrenzen. Andernfalls würden Wolfratshausen und Geretsried zu Schlafstädten verkommen, befürchtet Müller. Heilinglechner schlägt vor, dass sich die Wirtschaftsreferenten beider Städte zusammensetzen, um über die Entwicklung des Mittelzentrums zu reden. Mit dem Wolfratshauser Referent Helmut Forster habe er bereits gesprochen.

Wann es das nächste gemeinsame Sonntags-Shopping geben wird, kann die Einkaufskreis-Vorsitzende Schnaller zwar jetzt noch nicht sagen. Fest stehe nur, dass das Konzept nicht auf alle verkaufsoffenen Sonntage gelegt werde: "Wir wollen es sich entwickeln lassen und nicht gleich in die Vollen gehen." Die nächste Phase der gemeinsamen Zentrumsentwicklung stehe unter dem Arbeitstitel "Digitales Einkaufen", sagt Schnaller. Aber noch sei alles Zukunftsmusik: "Die Gedanken sind noch nicht zu Ende gedacht."

© SZ vom 10.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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