Tanztheater:"Träumen mit den Beinen"

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Susanne Molendo begeistert Tölzer Schüler fürs Tanzen und bringt sie zu phantastischen Leistungen. Die neue Produktion im Tölzer Kurhaus wird für alle eine Herausforderung

Interview von Stephanie Schwaderer

Traumzeit" heißt das neue Tanztheater, zu dem das Gabriel-von-Seidl-Gymnasium ins Tölzer Kurhaus einlädt. Treibende Kraft ist Susanne Molendo. Auch ihre siebte große Produktion, die sie zusammen mit Christian Penzholz, Verena Gabler und 130 Tölzer Schülern auf die Bühne bringt, verspricht phantastische Choreografien, Akrobatik - und erstaunliche Leistungen jenseits des Notendrucks.

SZ: Nach "Alice" und den "Traum-Tänzen" geht es auch diesmal wieder ums Träumen. Warum?

Susanne Molendo: Es gibt ja den bekannten Spruch: Tanzen ist Träumen mit den Beinen. Tatsächlich kann man beim Tanzen wunderbar vom Alltag abschalten und seine Probleme für eine Weile weit wegschieben. Inhaltlich orientieren wir uns diesmal an Hans-Christian Andersens Märchen "Der Sandmann", demzufolge sich das Schaffen und Wirken der Menschen in ihren Träumen widerspiegelt. Wer Gutes getan hat, über dem spannt der Sandmann im Schlaf seinen bunten Schirm auf. Über dem Arglistigen hingegen den grauen. Das eröffnet uns ein wunderbares Spektrum von Traum- und Albtraum-Bildern.

Wie viel Arbeit steckt in einer solchen Traumsequenz?

Viel! Vor allem, wenn man mit Schülern arbeitet, aus denen man das Beste herausholen will. Sie haben ja den Perfektionismus noch nicht so im Blick - Gott sei Dank, muss man einerseits sagen. Andererseits möchte der Betrachter synchrone Bewegungen, damit er die Bilder genießen kann. Man muss also immer einen Mittelweg finden zwischen genügend Perfektionismus und Spaß.

Wie sieht das konkret aus?

Ausgefallene Kostüme sind ein Markenzeichen der Tölzer Tanzproduktionen. In Morphsuits laufen viele Schüler zur Höchstform auf. (Foto: privat)

Die Schüler denken oft: Ach, das reicht schon so. Dann muss man dagegenhalten: Menschenskinder! Strengt euch an! In der Schule sind sie ständig unter Druck. Deshalb kann ich gut verstehen, dass sie mal abschalten und ratschen wollen. Aber es macht ihnen natürlich auch Spaß, wenn beim Tanzen etwas vorangeht.

Findet das Training im Sportunterricht statt?

Nein, das läuft offiziell als Wahlfach mit zwei Wochenstunden. Schüler, die sich auf diese zwei Stunden beschränken, sind in der sogenannten Hobbygruppe. Für die Leistungsgruppe ist klar, dass es auch am Samstag und Sonntag Proben gibt, jeden Freitag trainieren wir in der Regel drei bis vier volle Stunden. Diejenigen, die noch mehr machen wollen, werden in speziellen Zusatztänzen gebündelt: Die einen schwingen Pois, andere tanzen in Morphsuits.

In was, bitte?

Morphsuits. Das sind Ganzkörperanzüge, die auch das Gesicht bedecken. Viele tanzen damit brillant, weil sie sich nicht mehr auf die Mimik konzentrieren müssen. Da passieren erstaunliche Dinge.

Neben den Tänzern sind auch wieder viele Akrobaten zu sehen.

Trainieren Sie die auch? Nein , die Akrobatikgruppe wird von Christian Penzholz geleitet. Er ist Mathe- und Physiklehrer und ein leidenschaftlicher Sportler. Zudem haben wir heuer eine Untergruppe Tanzakrobatik gegründet, die er und ich gemeinsam betreuen. Die Dritte im Bunde ist Verena Gabler. In einer meiner ersten Tölzer Produktionen hat sie als Sechstklässlerin mitgetanzt. Seit 2010 leitet sie die Tanzgruppe gemeinsam mit mir. Mittlerweile ist sie selbst Lehrerin und wurde leider nach Weiden versetzt. Das heißt: Viel Fahrerei. Wir beide entwickeln die Choreografien. Zu zweit hat man zehnmal so viele Ideen wie allein.

Was kommt denn bei den Jugendlichen am besten an?

Die Mädchen mögen es gerne modern, sie würden auch gerne sexy sein, aber da bremsen wir. So wie es bei uns auch wenig Haut zu sehen gibt. Wir sind eine Schule, da muss das nicht sein, finden wir. Eigentlich sind sie sehr unkompliziert: Wenn wir von etwas begeistert sind, mögen sie es meistens auch.

Und die Jungs?

Ein bisschen Hip-Hop, gerne etwas Lustiges. Und bei der Akrobatik natürlich Power-Musik und Kunststücke, die den Leuten den Atem stocken lassen.

Susanne Molendo, Mathe- und Sportlehrerin, tanzt seit ihrer Schulzeit. (Foto: Privat)

Warum finden die Vorstellungen diesmal im Kurhaus statt?

Die Turnhalle ist im Winter belegt. Im Kurhaus haben wir dramatisch weniger Platz. Deshalb werden nicht immer alle tanzen können. Und es wird vermutlich auch nicht einfach, 130 Mitwirkende hinter der Bühne unterzubringen.

Grundsätzlich: Wie hält man 100 Jugendliche auf Kurs?

Das Entscheidende ist der Teamgedanke: Alle sind wichtig, keiner mehr, keiner weniger. Und alle dürfen auf die Bühne. Wann darf man das schon im Leben? Außerdem wird bei uns Leistung nicht in einem Wettkampf präsentiert. Hier geht es darum, gemeinsam etwas zu schaffen. Das ist etwas Schönes.

Kurhaus Bad Tölz, Premiere am Dienstag, 3. Februar, weitere Vorstellungen am 4., 5. und 6. Februar, Beginn 19 Uhr ; Karten zu 7 Euro ( ermäßigt 4 Euro) im Sekretariat des Gabriel-von-Seidl-Gymnasiums, in der Buchhandlung Winzerer und an der Abendkasse

© SZ vom 29.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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