Wolfratshausen:Nachhaltiges Freiluftkino

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Mehr als tausend Zuschauer kommen zum Open-Air an der Loisach. Die Rückmeldungen sind so positiv, dass der Veranstalter eine Fortsetzung erwägt.

Isabel Meixner

Ausgerechnet die Sonne ließ den Wolfratshauser Stefan Eckardt am Samstag im Stich. Einen Monat lang hatte er mit seiner Photovoltaikanlage den Solarstrom für ein besonderes Geschenk vorproduziert, das er der Stadt Wolfratshausen zu deren 50-jährigem Bestehen machte: ein CO2-neutrales Kino-Open-Air an der alten Floßlände.

Die Sch'tis an der Loisach: Den französischen Film hatte Veranstalter Eckart ausgesucht, weil er in den Sprachproblemen eine kleine Parallele zu seinen Anfängen als Rheinländer in Bayern sieht. (Foto: Manfred Neubauer)

Doch ausgerechnet am Tag der Veranstaltung verschwand die Sonne hinter dunklen Regenwolken - und ließ das Publikum zittern, ob sie trocken durch den Abend kommen würden. "Beim Aufbauen am Nachmittag gab es einen Regenschauer, aber für Abend sollte es laut Prognose trocken bleiben", sagte Stefan Eckardt, der die Zuschauer in der vergangenen Woche auf seiner Internetseite über die Wetterprognosen auf dem Laufenden gehalten hatte.

Zittern mussten die Zuschauer allerdings nicht nur ob der Regenwolken am Himmel. Die Temperaturen im einstelligen Bereich ließen die meisten Stühle, eine Decke oder gar einen dicken Mumienschlafsack mitbringen. Abschrecken ließen sich die Wolfratshauser davon jedoch nicht: Etwa 1000 bis 1200 Personen, schätzt Eckardt, kamen an die alte Floßlände, um den Film "Willkommen bei den Sch'tis" im Freiluftkino anzuschauen.

Und waren begeistert, was der Veranstalter auf die Beine gestellt hatte: In der Loisach schwamm eine sieben mal zwölf Meter große Leinwand, auf die um 21.45Uhr ein Abspann über die 50-jährige Stadtgeschichte projiziert wurde - mit Archivaufnahmen, die fast ausschließlich Privatpersonen zur Verfügung gestellt hatten. Aufnahmen von 1955 beispielsweise zeigten die Feuerwehr bei Löschübungen - mit dem späteren Bürgermeister Peter Finsterwalder an ihrer Spitze. Auch die Faschingszüge aus den Jahren 1966 bis '68, das Aufstellen des Maibaums im Jahr 1982 und der Olympische Fackellauf, der 1972 Station in Wolfratshausen machte, wurden thematisiert.

Parallelen zu Wolfratshausen

Dem ein oder anderen Wolfratshauser entfuhr ein ungläubiges "Oh!", als ab und an aktuelle Fotos eingeblendet wurden und zeigten, wie sich die Stadt in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat. Untermalt wurde der Vorfilm mit Musik und den Interviews von Wolfratshauser Größen, welche die Aufnahmen kommentierten und ihre Erinnerungen an die 50-jährige Stadtgeschichte preisgaben. "Das ist ja klasse", zeigte sich eine Zuschauerin von dem Vorfilm begeistert, und eine andere stimmte ihr zu: "Das war allerliebst!"

Im Anschluss an diesen Abspann ging der Hauptfilm "Willkommen bei den Sch'tis" los. Eine französische Komödie, in welcher der Leiter einer Postfiliale in den Norden Frankreichs strafversetzt wird und mit dem dortigen Dialekt, dem Sch'ti, so seine Probleme hat. "Der Film spielt mit den Sprachbarrieren ein bisschen darauf an, wie es sich für mich als Rheinländer anfangs angefühlt hat, nach Wolfratshausen zu kommen", erklärte Eckardt die Auswahl.

Auch bei den Zuschauern kam der Film gut an: Beim Abspann gab es großen Applaus. Die Rückmeldungen waren "nur positiv", sagte Eckardt, und auch die Hilfe seitens der Stadt sei "großes Kino" gewesen. Er könne sich vorstellen, in Zukunft wieder ein solches Ereignis zu planen: "Eine Fortsetzung ist durchaus möglich. Die Motivation wäre da - und der Platz schreit nach solchen Veranstaltungen."

© SZ vom 04.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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