Wolfratshausen:Konkurrent mit Kaufabsicht

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Die Münchner "Isarkids" wollen das Haus erwerben, das eigentlich die Bleibe des Temenos-Reformkindergartens ist. Dessen Trägerverein befürchtet jetzt das Schlimmste.

Wolfgang Schäl

Baufällig und doch begehrt: Für das Bruckmair-Anwesen in Wolfratshausen gibt es neben dem Temenos-Kindergarten einen weiteren Interessenten. (Foto: Schael)

Bei ihrer händeringenden Suche nach einer endgültigen Unterkunft sieht sich der Wolfratshauser Reformkindergarten Temenos vor einem neuen Problem: Für das sanierungsbedürftige ehemalige Bruckmair-Anwesen an der Beuerberger Straße, in dem Temenos am liebsten bleiben würde, gibt es einen weiteren Interessenten: Die Münchner "Isarkids", ein Unternehmen, das vier Tagesstätten in München und zwei in Landshut betreibt, möchte hier ebenfalls eine Kinderbetreuung einrichten. Es hat sich an die Stadt gewandt, um Fördermöglichkeiten zu sondieren.

Der Temenos-Trägerverein sieht nun seine Felle endgültig davonschwimmen und sorgt sich, dass alle Überlegungen, das Bruckmair-Anwesen doch noch zu kaufen, damit hinfällig werden. Ihre Befürchtungen artikulierten gestern drei Vertreterinnen von Temenos bei einem Pressegespräch.

Da feststehe, dass das Gebäude veräußert werde, habe man alles genau durchgerechnet und sei zu dem Schluss gekommen, dass man den Kauf und die Sanierung nur dann stemmen könne, wenn man die Bedarfsanerkennung und damit die Fördermittel für 40 Kindergarten- und 16 Krippenplätze bekäme. Kauf und Sanierung müssten dann zum Teil über Kredite, zum Teil über staatliche und städtische Investitionskostenzuschüsse finanziert werden, ein "Drei-Säulen-Modell", wie Temenos Geschäftsführerin Daniela Kuchenbauer, Vorstandsmitglied Susanne Banovsky und Kindergartenleiterin Chiara Belli-Obser erläuterten.

Eine Bedarfsanerkennung habe man allerdings nur für 25 Kindergarten- und zwölf Krippenplätze. In dieser angespannten Situation, die zusätzlich durch den beginnenden Umzug in ein Übergangsaquartiert in Geretsried verschärft wird, kommen die "Isarkids" mit ihren Ambitionen denkbar ungelegen. Dies umso mehr, als beide Träger an einer Kooperation kein Interesse haben und ihren Kontakt bislang auf ein unergiebiges Telefongespräch beschränkt haben. Sogar die Aussagen darüber, wer wen angerufen hat, gehen auseinander.

Dass man ein ernsthaftes Interesse an dem Gebäude hat, bestätigte gestern jedenfalls "Isarkids"- Geschäftsleiter Raju Patel. Die Besitzerin sei schon vor Monaten auf ihn zugekommen und habe ihm das Objekt angeboten, ein Verkauf sei aber nicht zustande gekommen. Nun habe die Eigentümerin ihr Angebot, das man schon längst zu den Akten gelegt habe, erneuert. Ob aus dem Kauf doch noch etwas wird, hänge stark von den Rahmenbedingungen ab, also davon, "ob sich das Ganze wirtschaftlich darstellen lässt". Damit stehe und falle alles. Als Rahmendaten nennt Patel ähnliche Platz-Zahlen wie der Temenos-Verein. Dessen diesbezügliche Äußerungen und Angaben seien bisher wohl arg unklar gewesen, "da redet anscheinend jeder anders".

Offenbar seien da "Laien mit Leidenschaft" am Werk, merkt Patel ironisch an. Er sagt allerdings auch, dass er mit seinen "Isarkids" nicht um jeden Preis in Wolfratshausen anlanden wolle. "Wir halten den Ball flach und werden uns nicht die Finger verbrennen, wenn es ernsthafte Widerstände gibt", versichert Patel. Entweder mache man das einvernehmlich und harmonisch oder gar nicht. "Gegebenenfalls sind wir genau so schnell wieder weg, wie wir aufgetaucht sind."

Wie es mit Temenos weitergeht, hängt auch von der Stadt Wolfratshausen ab, die das Thema am Donnerstag bei der Sitzung des Kultur- und Sozialausschusses behandeln will. Prognosen über den Verlauf der Dinge mag der für Kindergartenfragen zuständige Rathaus-Amtsleiter Franz Gehring nicht abgeben. Das sei Sache der Ausschussmitglieder. Er gehe aber davon aus, dass es in der Diskussion in erster Linie um die Bedarfsanerkennung und damit um die Investition gehe.

Gehring verweist in diesem Zusammenhang auf die besondere Problemlage, mit der man es bei Temenos zu tun habe: Dort würden wegen des beliebten Waldkonzeptes ja nicht nur Kinder aus Wolfratshausen, sondern auch aus Geretsried und allen nördlichen Nachbargemeinden betreut. Und die hätten bisher keinerlei Bereitschaft gezeigt, sich finanziell an den Kosten zu beteiligen. Schließlich handle es sich um einen Millionenbetrag.

© SZ vom 10.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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