Faschingsendspurt:König, Papst und Robin Hood

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Der Faschingsdienstag ist in Benediktbeuern politisch, in Königsdorf royal und in Geretsried "einfach Bombe".

Eine gelungene Mischung aus großer und kleiner Politik - das war der Benediktbeurer Faschingszug. Etwa 5000 Zuschauer säumten nach Auskunft der Veranstalter den Zugweg, um die 18 Wägen sowie Mitwirkende zu Fuß zu sehen. Die Maschkera hatten sich auf die Tierschützer eingeschossen: "Wenns mim Tierschutz so weida gäd, werd Leonhardi eben umgedräd", hieß es auf einem Wagen. Drinnen saßen Menschen in Pferdekostümen, die von männlichen "Jungfrauen" gezogen wurden. Natürlich wurden auch wieder die Fuchspelze thematisiert, gegen die Tierschützer ebenfalls angingen. Auch der Elmauer G-7-Gipfel und der VW-Abgasskandal beschäftigte die Benediktbeurer. Dass die Oberlandler im Gegensatz zur italienischen Staatsführung keine Angst vor nackten Statuen haben, zeigte ein Wagen mit beinahe unbekleideten jungen Männern.

Grusel hat einen Namen: Königsdorf. Genauer gesagt das Königsdorfer Schloss, in dem Geister ihr Unwesen treiben. Doch keines der Kinder, die sich am Faschingsdienstag in den rund 20 Meter langen Schlosstunnel wagten, kam kreidebleich wieder heraus - im Gegenteil: Quietschvergnügt waren sie nach der Fahrt durch die Geisterbahn, die die Königsdorfer Maschkera für ihren Markt auf der Hauptstraße aufgebaut hatten. "Faschingsdorfer Königsmarkt" war das buntes Treiben im Jubiläumsjahr betitelt. Mehrere Hundert Kostümierte besuchten den Markt, viele Einfälle rund um das royale Leben machten es zu einem Fest für Familien mit Kindern: Sie konnten sich als Torkönige beweisen, sich krönen lassen, Gaukler vom Thron werfen oder über Akrobatik und Männerballett staunen. Und sie konnten auf zwei Trampeltieren durchs Dorf reiten, auch wenn die brünftigen Kamelhengste eine olfaktorische Herausforderung darstellten.

Als die Geretsrieder Urzeln Bürgermeister Michael Müller aus seinem Büro entführten, hatte der Faschingsmarkt auf dem Karl-Lederer-Platz schon gut eine halbe Stunde geöffnet. Die "Blownup Music" spielte den Soundtrack der fünften Jahreszeit, das Bayerische Rote Kreuz verkaufte "Drahde Kartoffel" und Punsch, der SV Gelting Crêpes und der TUS Geretsried Bratkartoffeln, und auf der Hüpfburg toben sich Cowboys, Prinzessinnen und Ninjas aus. Allmählich füllte sich der Markt, und als die Urzeln mit knallenden Peitschen und dem Bürgermeister in ihrer Mitte die Bühne erreichten, bildete sich eine Menschentraube. Müller - im detailverliebten Robin-Hood-Kostüm - lobte die Freude und den Spaß der Faschingszeit.

Die kam in Geretsried wie jedes Jahr ohne Umzug aus: Einerseits wegen der starken Konkurrenz in Königsdorf, sagte der zum giftgrünen Hulk geschminkte TUS-Fußballer Oli Gasch - andererseits, weil die Vereine das gar nicht schaffen würden. Mit dem Geretsrieder Faschingsmarkt sei er aber ohnehin zufrieden; zwar gehe er immer ein bisschen träge los, "wird dann aber Bombe".

© SZ vom 10.02.2016 / schp, thek, cjk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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