Wolfratshausen:Isarkaufhaus macht definitiv dicht

Lesezeit: 2 min

Die schlechte Nachricht: Die Mietverhandlungen zwischen Unternehmer Frederik Holthaus und Eigentümerin Angela Scheller sind endgültig gescheitert. Die gute: Der Kaufhaus-Chef erwägt einen Neustart.

Stephanie Schwaderer

Das Ende des Isarkaufhauses am Obermarkt ist besiegelt. Laut Inhaber Frederik Holthaus sind die Mietverhandlungen mit Eigentümerin Angela Scheller vergangene Woche "endgültig gescheitert". Das Kaufhaus werde Mitte Dezember schließen. Womöglich könnte es in Wolfratshausen jedoch bald ein neues Isarkaufhaus geben: Holthaus hält derzeit die Augen nach einer alternativen Immobilie im Stadtzentrum offen.

Eine Option sei eine Ladenfläche, die derzeit an der Bahnhofstraße auf dem Gelände der einstigen Post entsteht, sagt er. Nächste Woche werde er dazu "allererste Gespräche mit der Immobilienfirma" führen. Spruchreif sei noch nichts. Eine attraktive Ladenfläche müsste seinen Worten nach mindestens 1000 Quadratmeter umfassen - "das wären 45 Prozent unserer jetzigen Fläche". Aus diesem Grund komme für ihn auch keiner der leerstehenden Läden in der Marktstraße in Frage. "Die sind alle zu klein." Seine Mitarbeiter in Wolfratshausen und Geretsried hat Holthaus bereits informiert.

37 Verkäuferinnen droht der Verlust ihres Arbeitsplatzes. Nicht nur sie dürften sich über die Nachricht freuen, in Wolfratshausen womöglich eine neue Perspektive zu haben. Auch viele Kunden haben sich in den vergangenen Wochen für den Erhalt des Kaufhauses im Herzen der Stadt stark gemacht. 5000 Leute haben sich seit Mitte April in Unterschriftenlisten eingetragen, die im Isarkaufhaus ausliegen.

Zuletzt hatte sich auch noch Bürgermeister Helmut Forster als Mediator in die Verhandlungen eingeschaltet und mit der Eigentümerin ein langes, vertrauliches Gespräch geführt. "Er hat ihr noch einmal deutlich gemacht, wie wichtig das Kaufhaus für die Altstadt und für die Nahversorgung ist", sagt Holthaus. Zudem habe Forster an beide Parteien appelliert, sich doch zu einigen. Das aber habe sich als unmöglich erwiesen.

Der größte Streitpunkt sei die Höhe der Miete gewesen. Holthaus hatte zuletzt sein Angebot nochmals erhöht: 216 000 Euro Jahresmiete wäre er zu zahlen bereit gewesen. Die Eigentümerin forderte 234 000 Euro. Auch in anderen Eckpunkten der Vertragsgestaltung - etwa bezüglich der Laufzeiten und der Instandhaltung des Gebäudes - seien sie sich nicht einig geworden, sagt Holthaus. Er habe die Verhandlungen abgebrochen, "weil ich keine Chance gesehen habe, zu einem wirtschaftlich tragbaren Ergebnis zu kommen".

Bis Dezember soll der Verkauf am Obermarkt normal weiterlaufen. Neue Ware sei ausreichend verfügbar und werde regelmäßig nachbestellt, sagt Holthaus. Sein Dank gelte allen Kunden, "die uns in unzähligen Gesprächen Mut gemacht haben und ihre Solidarität bekundet haben".

Bürgermeister Forster reagierte gestern auf die Nachricht mit großer Enttäuschung. "Es ist sehr, sehr schade, dass das so ausgegangen ist." Zwar sei anzunehmen, dass in das große Geschäftshaus bald wieder ein Laden einziehen werde. Ein neuer Mieter werde aber sicher nicht mehr ein vergleichbar breites Spektrum anbieten können. "Im Isarkaufhaus bekommt man ja Dinge, die es sonst fast nirgends mehr gibt."

Ob die Eigentümerin bereits einen Nachmieter gefunden hat, ist nicht bekannt. Unter Einzelhändlern hält sich indes hartnäckig das Gerücht, dass das Modehaus "K&L Ruppert" verstärktes Interesse an der Immobilie habe. Forster gibt auf solche Spekulationen wenig. Interessenten gebe es erfahrungsgemäß immer viele. Entscheidend sei, wer bei den Vertragsverhandlungen übrig bleibe.

© SZ vom 21.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: