Wolfratshausen:Die Türöffner

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Zum 30-jährigen Bestehen gönnt sich die Musikschule mal was Neues: Annika Tepelmann und Jona Kümper schreiben eigens für sie ein Musical

Von Stephanie Schwaderer

Autorin Annika Tepelmann und Orchesterleiter Josi Vorbuchner zeigen, worum es im Musical geht: ums Öffnen einer verbotenen Tür. (Foto: Manfred Neubauer)

Manchmal muss man etwas Ungehöriges tun, um über sich hinauszuwachsen. Dies sollte 2000 Mädchen und Buben, Mamas, Papas, Tanten und Verwandten am nächsten Mittwoch klar werden, wenn sie das Kindermusical "Die verbotene Tür" in der Loisachhalle sehen. Nach einigen "Ritter Rost"-Abenteuern hat sich die Wolfratshauser Musikschule heuer an etwas Neues gewagt und zu ihrem 30-jährigen Jubiläum ein Musical in Auftrag gegeben.

Das Libretto stammt von der Münsinger Drehbuchautorin Annika Tepelmann, die gewöhnlich für Erwachsene, Fernsehen und Kino schreibt. Dass sie sich für die Idee begeistern konnte, den Text für ein Kindermusical zu verfassen, ist ihrer achtjährigen Tochter zu verdanken, die im Chor der Musikschule singt, und dem Orchesterleiter Josi Vorbuchner, der offenbar Spaß daran hat, immer wieder Neues anzustoßen. Die Musik hat auf seine Bitte hin Jona Kümper geschrieben, ein freischaffender Komponist und Pianist aus Bochum, dessen Werke unter anderem in Wien und Tokio gespielt werden - und in Wolfratshausen, wo er mit Vorbuchner regelmäßig zu Uraufführungen lädt.

Vorgaben für das Libretto habe es nicht gegeben, sagt Tepelmann, die allerdings unter dem strengen Lektorat ihrer Tochter arbeitete: "Man merkt beim Vorlesen sofort, welche Stellen spannend und lustig sind und wo man nochmal drüber muss." Grundsätzlich gelte für ein Kindermusical der gleiche Anspruch wie für jede andere gute Geschichte: "Sie muss unterhalten, aber zugleich etwas mit einem machen, einen bewegen."

Der erste Akt spielt in einem Klassenzimmer. Kiki, die Neue, ist einsam und schüchtern. Trotzdem tritt sie durch die verbotene Tür und findet sich, zusammen mit zwei Mitschülern, die ihr gefolgt sind, in einer fremden, unheimlichen Welt wieder. Der Rückweg ist versperrt. Nun heißt es für die drei, sich den seltsamen Wesen und Abenteuern zu stellen, die sie von ihrem alten Leben trennen.

"Natürlich ist es eine Geschichte, die viel mit Musik zu tun hat", erklärt die Autorin. "Kiki und ihre Begleiter müssen musikalische Schlüssel und letztlich ihre Stimme finden, um wieder in die reale Welt zurückkehren zu können." Im Grunde gehe es darum, die eigenen Grenzen auszuloten und Ängste zu überwinden - ein Thema, das nicht nur für Grundschüler von Bedeutung ist.

Begeistert ist Tepelmann von Kümpers Komposition: "Er hat genau die Stimmungen getroffen, die ich beim Schreiben im Kopf hatte", sagt sie. "Genial gesetzt", urteilt auch Vorbuchner, der mit seinem Orchester seit Pfingsten probt. Während es nur wenige technisch schwierige Stellen gebe, seien die Melodien beschwingt und eingängig und die Klangfarben "vielschichtig, ideenreich und rund". Auch wenn das Stück für sein Orchester nicht ganz altersgemäß sei - einige Mitglieder sind schon 18 - habe sich noch keiner beschwert. Dies liegt natürlich auch daran, dass eine solche Gesamtproduktion mit Bühne, Maske und Regie, Sitz-, Haupt- und Generalprobe für alle Beteiligten aufregend ist. Eine "tiefe Erfahrung" nennt Vorbuchner das: "Wenn man zusammen Monate auf etwas hinarbeitet, und dann gipfelt sich das auf. Das spüren alle. Alle sind begeistert dabei."

Mehr als 100 Kinder werden am Mittwoch zusammenwirken. Die großen Rollen hat Chorleiter Yoshihisa Kinoshita doppelt besetzt, zumal es am Vormittag zwei Schülervorstellungen und abends noch zwei öffentliche Konzerte zu bewältigen gilt. Chor und Orchester müssen viermal antreten, langweilig droht es auch für sie nicht zu werden. "Da passieren ja immer ganz andere Dinge", schwärmt Vorbuchner, "da werden Einsätze verpasst, man muss schnell reagieren, im Orchestergraben kann man nie sicher sein, wann es wirklich losgeht." Ein Abenteuer also, wie es (fast) im Libretto steht.

"Die verbotene Tür", Mittwoch, 24. Juli, Loisachhalle Wolfratshausen; Beginn 17 und 19.30 Uhr; Karten zu 8 Euro (ermäßigt 4 Euro) im Büro der Musikschule, im Bürgerbüro und an der Abendkasse.

© SZ vom 18.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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