Waldhaus Deininger Weiher:Lizenz entzogen

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Der Pächter des "Waldhauses Deininger Weiher" soll Steuerschulden in sechsstelliger Höhe nicht beglichen haben. Das Landratsamt entzieht ihm die Lizenz.

Jürgen Wolfram

Wegen unbeglichener Steuerschulden in Höhe von exakt 319.830,88 Euro hat das Landratsamt München dem Pächter des "Waldhauses Deininger Weiher" die Gaststättenerlaubnis entzogen. Zugleich erging an Michael Kämpf die Aufforderung, seinen Gastronomiebetrieb bis 30. August einzustellen. "Ein Gewerbetreibender, der seinen Zahlungsverpflichtungen gegenüber öffentlichen Kassen und Privaten sowie Mitwirkungspflichten gegenüber öffentlichen Institutionen nicht nachkommt, ist unzuverlässig", heißt es in der Begründung.

Wegen hoher Steuerschulden mächtig unter Druck geraten ist Michael Kämpf, Pächter des Ausflugslokals "Waldhaus Deininger Weiher" bei Großdingharting. (Foto: lks)

Kämpf will gegen den Bescheid des Landratsamts Widerspruch einlegen. "Mein Wirtschaftsprüfer und Anwalt macht das schon", sagte er der SZ. Wie es mit dem beliebten Ausflugslokal im Süden von München weitergeht, ist völlig unklar. Dem Eigentümer, Klaus Greulich aus Oberhaching, soll sehr daran gelegen sein, dass Restaurant und Biergarten rasch wieder florieren.

Aus Sicht der Behörden ist Kämpf ein Wirt, der aus Erfahrung nicht klüger wird. So seien seit 2006 beim Insolvenzgericht 83 Vollstreckungsanträge eingegangen, von denen 54 durch Pfändungen erledigt wurden. Schon Anfang Mai habe man Kämpf den Widerruf der Gaststättenerlaubnis angedroht, zu dem es nun gekommen ist. "Trotz vermutlich hoher Umsätze aufgrund des guten Wetters in Ihrem Biergartenbetrieb erfolgten seit 28.Juni 2010 keine Zahlungen", stellt das Landratsamt in seinem Bescheid fest.

Und: "Nach dem Gesamteindruck Ihres Verhaltens bieten Sie nicht die Gewähr dafür, dass Sie zukünftig ihre öffentlichen Berufspflichten erfüllen." Durch die "Nichtentrichtung von Steuern" habe sich Kämpf "gegenüber Steuerpflichtigen mit gleichartigen Betrieben, die ihre Steuern voll und pünktlich zahlen, einen unrechtmäßigen Wettbewerbsvorteil verschafft".

Der Pachtvertrag zwischen Greulich und Kämpf läuft noch fünf Jahre. Und der Wirt, der einst aus Franken ins Isartal kam, ist entschlossen, das "Waldhaus" mindestens noch so lange zu führen. "Ich gehe davon aus, dass ich weitermachen und am Deininger Weiher bleiben kann", kommentiert er die Vorgänge um seine Steuerschuld. Ob und wie rasch seine Finanzen gesunden, hängt aus seiner Sicht entscheidend vom Wetter ab. "Wenn's längere Zeit schön wird und Ausflügler kommen, geht's leichter." Dass ihm eine Zwangsräumung drohen könnte, wie vom Landratsamt angedeutet, glaubt Kämpf nicht.

Mit Sorge verfolgt man im Rathaus von Straßlach-Dingharting die Entwicklung. Bahnt sich - nach dem Niedergang des Gasthofs "Killer" und der "Entenalm" sowie nach dem jüngsten Drama um den Eon-Verkauf der "Mühle" an Robby Hirtl - doch erneut Unruhe in einer Gemeinde an, die ansonsten gerade mit Erfolg ihr Image aufpoliert. "Wir können einfach nicht begreifen, dass Gasthäuser in Bestlage bei uns immer wieder heruntergewirtschaftet werden", klagt Bürgermeister Hans Sienerth. Offenbar bekomme es den Gastromomiebetrieben am Ort auf Dauer schlecht, wenn sie von Pächtern statt von den Eigentümerfamilien geführt werden.

Negative Erfahrungen mit dem Schuldner Kämpf habe auch die Gemeinde schon gemacht, berichtet der Rathauschef. So überweise der Wirt seine Verbrauchsgebühren "nur nach drastischer Anordnung" oder Drohungen, ihm das Wasser abzudrehen. Aktuell seien jedoch alle kommunalen Verbindlichkeiten abgegolten.

Das Hotel war einmal eine Top-Adresse. Spieler von 1860 München gingen dort ein und aus, die Sängerin und Filmschauspielerin Marika Rökk hat am Weiher übernachtet, und der beliebteste Stammtisch der Großdinghartinger stand einst ebenfalls dort. "Früher gab es im Winter außerdem mehr als 20 Eisstockbahnen", erinnert sich Bürgermeister Sienerth mit Wehmut, "heute schafft der Wirt es gerade mal, eine frei zu fegen."

© SZ vom 20.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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