Wahlkampf:Niemandem was wegnehmen

Lesezeit: 1 min

Die Linke will im Landkreis besser für sich Werbung machen

Von Claudia Koestler, Bad TölzWolfratshausen

Bei der Bundestagswahl Ende September hatte er noch für eine dicke Überraschung verantwortlich gezeichnet: Andreas Wagner, Kandidat der Linken aus Geretsried, der so viele Stimmen sammeln konnte, dass er nun neben Alexander Radwan (CSU) für den Wahlkreis in den Berliner Reichstag zieht. Weniger überraschend war er nun kürzlich nicht zur Wahlnachlese seiner Partei nach Bad Tölz gekommen. Die allerdings nachvollziehbare Erklärung von Linken-Sprecher Elmar Gehnen dazu: "Andreas muss sich gerade in Berlin eine Wohnung suchen." Er werde, ließ Wagner durch ihn ausrichten, in den sitzungsfreien Wochen wieder in den Kreis zurückkehren und Bericht erstatten. Im Bundestag werde sich Wagner laut Gehnen besonders auf das Thema Erhalt von Geburtsstationen und flächendeckende Gesundheitsversorgung konzentrieren. Obendrein wird Wagner dem Verkehrsausschuss angehören.

Rückblickend zog Gehnen eine rundum positive Bilanz der Bundestagswahl für seine Partei: "Vielen Menschen im Landkreis und dem Wahlkreis haben dieses Mal sehr aufgeschlossen reagiert, wesentlich besser als noch vor vier Jahren." Selbst am Tegernsee sei er auf Zustimmung gestoßen, "was mal eine neue Erfahrung war", sagte er. Auf der anderen Seite bemerke er noch immer, dass manche denken, "dass wir Linken anderen etwas wegnehmen wollen", bedauerte er. Es sei "relativ schwer verständlich zu machen, dass es uns um eine gerechte Verteilung der Verdienste des Unternehmens Deutschland geht, darum, dass die Verdienste auch bei den Arbeitnehmern, den Leistungsträgern landen." Trotz des Ergebnisses der Bundestagswahl zog er deshalb die Erkenntnis: "Wir müssen uns künftig noch früher organisieren." Außerdem brauche die Partei im Landkreis mehr Außenwerbung und einen Pavillon für die Arbeit am Infostand - um im kommenden Wahlkampf nicht zu frieren.

Die Kandidatenfrage werde Gehnen zufolge von November an erörtert, noch wollte er keine Namen nennen. Thematische Schwerpunkte wollen die Linken bei der Krankenversorgung setzen, gegen die Abschaffung von Geburtsabteilungen eintreten und für die Rückabwicklung von Privatisierung im Klinikbereich. Sie plädieren zudem für die Einführung eines Versicherungsfonds für Hebammen, so dass diese von den enorm gestiegenen Beiträgen entlastet werden. Darüber hinaus müsse der Breitbandausbau forciert werden: "Stoibers Parole von Laptop und Lederhose ist bei der Lederhose hängen geblieben", sagte Gehnen. Zudem fordern sie Änderungen beim gegenwärtigen Landesentwicklungsplan, denn damit würde der rasante Flächenverbrauch forciert. Sepp Pfeifer indes will sich zudem gegen Straßenausbausatzungen stark machen, "denn damit werden Leute kalt enteignet und in den Ruin getrieben", sagte er.

© SZ vom 24.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: